Seite:Oberamt Ulm Seite 093.jpg

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Die Zahl der Geburten beträgt im Durchschnitt jährlich 550.
Die der Todesfälle 520.
Die Zahl der Gebornen verhält sich also zu der der Lebenden wie 1:22. Die der Gestorbenen mit 1:22,3.

Wie der Oberamtsbezirk überhaupt, so zeichnet sich insbesondere auch die Stadt durch eine große Anzahl von unehelichen Geburten aus; sie verhalten sich zu den ehelichen wie 1:4,2; besonders auffallend aber ist die große Sterblichkeit in der Stadt, wie in dem Amte. So groß auch die Fruchtbarkeit ist, so werden im Durchschnitte doch kaum so viele Menschen geboren als sterben. Nach Schmid sind allein in den 4 Jahren 1796 bis 1800 – 768 M. mehr gestorben als geboren wurden. Es wäre der Mühe werth, dieser Erscheinung gründlich nachzuforschen; allein dazu sind die neuern Bevölkerungslisten zu mangelhaft und die alten sind größtentheils bei keiner Behörde mehr zu finden. Soviel sich jedoch aus einzelnen noch vorhandenen Listen abnehmen läßt, so liegt der Grund des ungünstigen Verhältnisses auch hier, wie auf dem Lande und in andern Donau- und oberschwäbischen Bezirken wieder in dem ersten Lebensjahre. Denn auch in Ulm stirbt jährlich beinahe die Hälfte der Gebornen wieder im ersten Lebensjahre. Vergl. vorn S. 32.

Die Einwohner Ulms sind nach der Schilderung des Herrn Pfarrers Dieterich (dessen Beschreib. der Stadt Ulm S. 106 u. f.) im Allgemeinen biedere und thätige Leute, gutmüthig, gesellschaftlich und lebenslustig. In den Sitten, Gebräuchen und in der Kleidung hat sich freilich bei den Ulmern seit den großen politischen Umwälzungen manches geändert. Die alte Ulmertracht, mit den kostbaren Perlenkränzen, weißen und auch silbernen und goldenen Hauben, silbernen, mit goldenen Buckeln gezierten Gürteln und Preisketten, welche sonst die Frauen vom höhern und Mittelstande trugen, sieht man nur noch an Portraits; an ihre Stelle ist in den höhern und niedern Ständen die allgemein herrschende Mode getreten. In den Häusern findet man allenthalben große Reinlichkeit und im Allgemeinen vielen Wohlstand. Was man auch über den Luxus unserer Zeit sagen mag, so war er doch

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)