Seite:Oberamt Ulm Seite 096.jpg

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Sehr stark wurde in Ulm von jeher die Leinenweberei betrieben, noch jetzt zählt die Stadt 68 Leinenwebermeister mit 41 Gehülfen; aber 1787 soll sie 223, und 1530 sogar 470 Meister gehabt haben. Die Hauptblüthezeit war die vom 14. bis ins 17te Jahrhundert. In dieser Zeit war Ulm der erste Platz der Leinenweberei und die Hauptniederlage des Schwäbischen Leinwandhandels. Noch jetzt heißt die Schwäbische Leinwand in der Handelswelt „Ulmer Leinwand,“ während die Schweizer „Constanzer Leinwand“ genannt wird. Die Ulmer Leinwand stand früher hoch über jeder andern Leinwand; selbst der Schlesischen Leinwand wurde der Ulmer Stempel aufgedrückt, um sie für Ulmer auszugeben. Besonders berühmt waren ehemals auch die „Ulmer Schecken,“ eine buntfarbige Leinwand. Noch in dem Zeitraum von 1776–1780 sollen jährlich 23.000 Stück gebleichte und 32.000 St. ungebleichte Leinwand von Ulm versendet worden seyn; jetzt schlägt man den Verkehr im Ganzen noch zu 3 bis 4000 St. an, obgleich die Fabrikation selbst noch immer lebhaft betrieben wird. Vergl. S. 54 und 56. Neben der Leinwand lief als ein sehr lebhaft betriebener Gewerbs- und Handels-Gegenstand, die Barchentweberei, die jetzt ganz unbedeutend ist. Im 16ten Jahrhundert sollen jährlich 40.000 bis 50.000 Stück Barchent, die in und um Ulm verfertigt wurden, versendet worden seyn. Mauthen und auswärtige Concurenz, wodurch insbesondere der frühere Absatz nach Italien vernichtet worden ist, haben beiderlei Gewerben den Stoß gegeben. Die Arten von Leinwand, welche jetzt hauptsächlich bereitet werden, sind die gewöhnlich glatte Leinwand (Loden), Kölsch (aus rohem oder gebleichtem und blau gefärbtem Leinengarn), farbige Leinwand, Federritte (auf der einen Seite haarig) und Sacktücher, letztere jedoch meist von Baumwolle.[1]

Die Wollenweberei beschäftigt sich zunächst nur mit gröbern Wollenwaaren, Friesen, Flanellen etc. und ist von

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ausführliche Nachrichten über das Leinwand-Gewerbe und dessen Geschichte in Ulm, finden sich in Dieterichs Beschreib. der Stadt Ulm. Ulm 1825. S. 116 u. ff.