Seite:Oberamt Ulm Seite 104.jpg

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obgleich ein unglücklicher Brand 1306 das ganze Gebäude in Asche legte. Die Anstalt besitzt ein Vermögen, das ihr jährlich 70 bis 80.000 fl. Einkünfte gewährt. Das Vermögen besteht in Grundeigenthum, (2100 M.), Gefällen an vielen Orten, und in einem schuldenfreien Capital-Vermögen von 349.210 fl.

Es werden 200 bis 300 Hospitaliten theils ganz umsonst, theils als Pfründner gegen ein eingebrachtes Capital in der Anstalt verpflegt. Auch für die Aufnahme von kranken Dienstboten und Handwerksburschen ist in der Anstalt gesorgt.

Zweige der Anstalt waren vormals und sind es zum Theil noch jetzt: „das fallende Haus“ (für Epileptische), „das unsinnige Haus“ (für Geisteskranke), „das Kindbetterstüblein,“ „die Zuchtstube“ (für Ungeordnete). Die Anstalt hat ihren eigenen Haushalt, die Verköstigung ist jedoch verpachtet, ebenso auch die Bewirthschaftung der eigenthümlichen Güter. Die Verwaltung wird unter der Aufsicht des Stiftungsraths und des gemeinschaftlichen Oberamts von dem Hospitalpfleger, Spital-Verwalter, ehemals auch „Hofmeister,“ und so lange die Anstalt noch eine halbgeistliche Einrichtung hatte, blos „Meister“ genannt, besorgt. Das Spital hat von alten Zeiten her sein eigenes Siegel, eine Taube, als Symbol des h. Geistes. Ehemals hatte die Anstalt auch ihre eigene Kirche, die Heiliggeist-Kirche oder Spitalkirche. Sie stand im Hofe des Spitals, wo sie 1372 von einem Roth erbaut wurde. Der Gottesdienst darin hörte auf, nachdem die Dreifaltigkeitskirche 1621 erbaut war, und 1819 wurde sie ganz abgebrochen.

Die Siechenhäuser, deren die Stadt ehemals mehrere hatte, sind längst eingegangen; eines davon, vor dem Frauenthor, ist in ein Militär-Spital verwandelt.

Armenkasten. Er entstand, wie in andern Städten, zur Zeit der Reformation durch Zuweisung von gewissen Spenden. Seine Bestimmung ist, theils bürgerliche, theils fremde Arme mit wöchentlichen Almosen und auf andere Weise zu unterstützen; er wurde daher auch in „den bürgerlichen Almosenkasten“ und den „Fremd-Almosenkasten“ getheilt, und ist

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)