Seite:Oberamt Ulm Seite 135.jpg

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der Mitte des 15. Jahrhunderts.[1] Georg Syrlin, Vater und Sohn, gehörten zu den berühmtesten Bildhauern oder vielmehr Bildschnitzern (von 1460–1580); herrliche Werke von ihnen finden sich im Münster sowohl als anderwärts, namentlich zu Blaubeuren der Hochaltar u. a. Für die Baukunst bestand schon im 13. Jabrbundert die Steinmetzenhütte, worin auch der Plan zu dem Münsterbau entworfen wurde s. o. Wie auch in andern Fächern Ulm geschickte Künstler hervorgebracht hat, davon zeugt eine seit 1812 in der K. Privatbibliothek aufgestellte Uhr, 1626 verfertigt von einem Ulmer, Johannes Sailer, in Krünitz Encyklopädie unter dem Artikel: Perpetuum mobile genau beschrieben. Sie hat denselben Mechanismus (mit einer schiefen Fläche, worauf 2 Kugeln laufen), welchen eine in neuerer Zeit aus England gekommene und allgemein bewunderte Uhr hat.

Vorzüglich zeichnete sich Ulm durch seine Handels- und Gewerbs-Industrie aus. Welche Bedeutung der Ulmer Handel schon frühzeitig hatte, davon gibt der Umstand einen Beweis, daß der Herzog Ottokar von Steyermark 1191 und 1192 den Kaufleuten von Regensburg dieselben Rechte und Freiheiten zusicherte, wie sie die von Cöln und von Ulm von den Zeiten seines Vaters her hatten.

Die Ulmer Kaufleute hatten fast in allen bedeutenden Handelsstädten in England, Frankreich, Italien, und Spanien ihre eigenen Häuser, und trieben Handel in alle Weltgegenden. Außerordentlich lebhaft war insbesondere auch der Speditions-Handel, besonders so lange noch der Waarenzug aus dem Orient über Venedig ging. Die Haupthandels-Gegenstände waren Wein, Eisen, Salz und Ulmer Fabrikate, Leinwand, Barchent, Wollenwaaren etc., Spielkarten und Oblaten, die in Fässern nach Italien und Österreich verschickt wurden; besonders stark war der Weinhandel in Neckarweinen, welche in großer Menge die Donau hinab gingen.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Einen besonders lebhaften Verkehr hatten die Spielkartenmaler, die Ulmer Spielkarten bildeten lange einen Haupthandelszweig der Stadt.