Seite:Oberamt Ulm Seite 178.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

rühmen, daß es keinen Armen hat. Auf der Markung findet man vieles Bohnerz und Feuersteine. An Quellwasser fehlt es ganz, den Mangel ersetzen Cisternen. Der Ort hat Schule und Schulhaus, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und mehrere Gewerbe, darunter 4 Leinweber. Die sehr alte Kirche zum h. Martin wird von der Heiligenpflege im Bau erhalten, die Baulast des Pfarrhauses hat der Staat. Die Gemeinde hat eine einträgliche Schafweide und bedeutende Waldungen, woraus jeder Bürger jährlich 2 bis 21/2 Klafter Holz und 500 Wellen erhält. Vormals war E. berühmt wegen seiner Fabrikation hölzerner Spindeln, die nach allen Richtungen einen sehr lebhaften Absatz hatten und insbesondere zu Tausenden die Donau hinabgingen. Seitdem der Gebrauch der Spinnräder allgemein geworden ist, hat dieser Erwerbszweig fast ganz aufgehört.

Durch den Ort führte ehemals die s. g. Scheibenstraße (Salzstraße), s. o., seit 1811 ist die Straße in eine gute Kunststraße verwandelt. In der Nähe des Dorfs stand früher die St. Jörgen- und Bernhards-Kapelle; ebenso stand eine Kapelle zu St. Gilien, Gilgen, welche dem Kloster Wettenhausen gehörte, zwischen E. und Weidenstetten, die erstere hatte Güter zu Neenstetten, welche von der Gemeinde 1433 zur Tilgung der bei ihrem Kirchenbau gemachten Schulden für 29 fl. verkauft wurden. Die zweite, welche 1557 abgebrochen wurde, hatte früher ebenfalls ihr eigenes Gut, s. u. und Weidenstetten. Das Ottilien- oder St. Ilgen-Kloster soll unweit Ettlenschieß gestanden haben, vor etlichen Jahren sollen noch Grundmauern davon ausgegraben worden, auch der Brunnen noch vorhanden seyn. Eine Glocke soll von dem Kloster auf den Thurm zu E. gebracht worden seyn.

E. gehörte ehemals zur Herrschaft Alpeck und kam 1385 von den Grafen von Werdenberg an die vorm. Reichsstadt Ulm, und mit dieser von Bayern 1810 an Würtemberg. Es ist ein sehr alter Ort; schon 982 schenkte die Wittwe Gertrud (aus dem Geschlechte der Grafen v. Roggenstein, oder nach Raiser vielmehr aus dem Hause der von den

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)