Seite:Oberamt Ulm Seite 192.jpg

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sich der Begräbnißplatz für nicht eingebürgerte Einwohner und Fremde, seit 1811 ist er nun der allgemeine Begräbnißplatz. Außer diesen Kirchen hatte L. ehemals noch 4 Kapellen: 1) die von St. Markus, an die Pfarrkirche angebaut und 1779 abgebrochen, 2) die von St. Nikolaus – auf dem Burghof, welche 1542 zerstört wurde, sodann die von St. Jakob, 1/2 St. nordwestlich von dem Orte, und die z. h. Kreuz bei den Riedhöfen, wovon unten noch die Rede seyn wird.

Das Schlößlein ist ein gewöhnliches, 1630/36 erbautes Wohngebäude; wird von einem Herrn v. Welser bewohnt und heißt Schlößlein, weil ehemals alle den Ulmer Patriciern gehörige Landsitze so genannt wurden. Es ist zu unterscheiden von der Burg, welche ehemals in dem Orte stand, und deren Stelle noch durch den Namen „Burghof“ bezeichnet ist, den ein freier mit Linden besetzter Platz führt. Im J. 1376 saß hier, auf seiner Burg in Nawe, Graf Conrad v. Werdenberg. Auf dem Platze soll ehemals auch Landgericht gehalten worden seyn.

Der Klosterhof oder Pfleghof ist das ausgedehnteste Gebäude. Er besteht in dem Wohngebäude des Cam. Amts, einem Zehntstadel und einem Fruchtkasten, und war ein Eigenthum des Klosters Anhausen, worin dessen Pfleger seinen Sitz hatte. In Urkunden kommt er auch unter dem Namen „Freihof“ vor. Diesen Namen führte er nicht sowohl wegen einiger Freiheiten, die er als Klosterhof genoß, als vielmehr wegen einer K. Freiung – Asyl – die damit verbunden war, welches Recht auch durch einen Vertrag mit der Stadt Ulm 1607 bestätigt wurde. Die Einwohner nähren sich theils von Feldbau und Viehzucht, theils von Gewerben. L. hat vielleicht die größte Markung unter allen Orten des Königreichs; sie enthält, wie die angeschlossene Tabelle zeigt, nicht weniger als 15.482 M. Freilich ist darunter ein Ried und Moos von 4–5000 M. begriffen, die zum Theil nur als Weide oder einmähdige Wiesen, zum Theil auch zum Torfstich benutzt werden. Was in neuern Zeiten für die Cultivirung des Langenauer Rieds geschehen, ist oben schon bemerkt. Das

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)