Seite:Oberamt Ulm Seite 230.jpg

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von Dietrich Holl 1822 erbaut worden ist. Von den beiden Mahlmühlen, welche klösterlich waren, ist jetzt die eine Privateigenthum, die andere aber herrschaftl. Falllehen. Ebenso war eine der Brauereien vormals Klostersbrauerei, ist aber nun, wie auch die Ziegelhütte, Privateigenthum. Eine Öl- und Tabaks-Mühle ist eingegangen, ihre Wasserkraft wird jetzt für die Kunstmühle benutzt. Im 16. Jahrhundert hatte Söflingen auch sehr viele Marner-Fabrikanten von gröbern Wollenzeugen. In dem moorigen Thalboden werden neuerlich Privattorfstiche betrieben; auch wird ein Handel mit Schnecken getrieben, obgleich kein Schneckengarten im Orte ist. Ausser einer gewöhnlichen Elementarschule hat S. auch eine 1823 errichtete Industrieschule im Strohflechten, Spitzenklöppeln etc., auf welche von den Behörden besondere Aufmerksamkeit gerichtet worden ist. Zu Emporbringung der Strohhutfabrikation ließ das Oberamt einen geschickten Arbeiter in die Schweiz reisen, den es zum Lehrer und Aufseher der Anstalt bestimmte. Das Geschäft ging auch eine Zeit lang sehr gut von statten, nahm aber später wieder ab und hat nun ganz aufgehört? Dagegen haben sich in der letztern Zeit an 40 Personen mit dem Spitzenklöppeln beschäftigt.

S. war ehemals Filial von Ulm, und es hatte darum auch das Kloster Reichenau Antheil an dem Zehnten, siehe Harthausen. Nach einem Vertrage vom 1. Aug. 1400 wurden in der St. Laurenzi- oder Leonhardskapelle zu S. alle pfarrlichen Geschäfte von Ulm aus versehen, die Söflinger aber hatten an hochzeitlichen Tagen und an der Kirchweihe zur Anerkenntniß ihres Filialverbands dem Gottesdienst in dem Münster zu Ulm anzuwohnen. Durch die Reformation löste sich dieser Verband auf. Den Franziskanern, die aus Ulm vertrieben, nun ein Hospitium in Söflingen bildeten, wurde 1544 von dem Bischof von Constanz die Pfarrkirche in S. übergeben. Sie versahen die Pfarrei und wurden von dem Kloster, in dessen Beichthaus sie wohnten, dafür verpflegt. Nach der Auflösung des Klosters besorgten 3 Klostergeistliche von Elchingen die Pfarrei, bis endlich am 2. März 1805

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)