Seite:Oberamt Ulm Seite 231.jpg

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eine eigene Pfarrstelle errichtet und dotirt wurde. Jetzt wird die Pfarrei von einem Pfarrer und ständigen Vikar versehen. Ausser den beiden oben genannten Kirchen, der Klosterkirche und der St. Leonhardskirche, hatte S. noch eine dritte im Dorfe selber, die 1805 abgebrochene St. Jakobskirche, welche eine von den 12 Kirchen gewesen seyn soll, die K. Karl der Große zu Ehren der 12 Apostel in Deutschland erbauen ließ. Die St. Leonhardskirche war ursprünglich die Dorfpfarrkirche. Zur Bequemlichkeit der Ortsbewohner wurden später die pfarrlichen Gottesdienste, mit Ausnahme des Kirchweihfestes und der Handwerks-Jahrtage, in der Jakobskirche gehalten, bis die Klosterkirche zur Pfarrkirche bestimmt wurde. Nach einer sehr schätzbaren Mittheilung des Pfarrers Bieg in S. wäre die Jakobskirche erst nach der Leonhardskirche zu dem bezeichneten Zweck erbaut worden; wahrscheinlich aber erhielt dieselbe darum nur eine veränderte Einrichtung.

In den Carolingischen Zeiten und noch nachher soll nach Schmid Söflingen zu dem königl. Kammergut oder Palatial-Gebiet von Ulm gehört haben. Im 13. Jahrhundert findet man die Grafen von Dillingen urkundlich im Besitze v. S. Ob es Hausbesitz war, oder ob die Grafen erst als Reichsvögte von Ulm darein gekommen, bleibt ungewiß. Die Grafen hatten hier eine Burg, auf der sie sich als Reichsvögte von Ulm öfters aufgehalten haben sollen, die aber nachher in dem Besitz ihrer Dienstleute sich befand, die sich von Söflingen schrieben und das Truchsessen-Amt an dem Hofe der Grafen von Dillingen bekleideten.[1]

Das Kloster Söflingen, dem der Ort größtenteils sein Daseyn verdankt, war ein Clarisser Nonnenkloster, das nicht unbedeutende Besitzungen hatte. Es wurde 1258 von den Grafen v. Dillingen gestiftet, bestand jedoch schon einige Zeit vorher als Nonnenkloster St. Damians in Ulm (Elisabetherinnen auf dem Gries) und zwar nicht erst von 1237

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Wahrscheinlich war aus dem Geschlechte auch der Minnesänger Milo der Meginzo, Meinzo, von dessen Abkunft der Freih. von Laßberg in seinem Liedersaal, B. II. 1822. Einleit. S. LIV., handelt. Er ist wohl derselbe, der unter dem Namen Menloch als einer der ersten Stifter der Deutsch-Ordenscommende Ulm vorkommt, s. S. 132.