Seite:Oberamt Waldsee 092.png

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kein Zweifel, wenn gleich die urkundlichen Nachrichten nicht über das 12te Jahrhundert zurückgehen. Als Stadt, oder vielmehr als ummauerter Platz (oppidum), kommt sie, wie wir nachher sehen werden, 1298 zum ersten Mal urkundlich vor, da ihr das Stadtrecht verliehen wird. Die Befestigung scheint übrigens dieser Verleihung, wie bei Saulgau, kurz vorangegangen zu seyn; denn 1283 schenkt der Ritter Eberhard von Waldsee dem Gotteshaus daselbst ein Gut zu Gaisbeuren, weil ihm Schaden geschehen an den Mauern durch die Erbauung des Stadtgrabens.

Die ältesten bekannten Besitzer der Stadt und Umgegend waren die Herren von Waldsee, ein sehr altes Geschlecht, das vielleicht aus den Grafen oder Untergrafen des Heistergaues hervorgegangen ist, wie denn auch die Herrschaft Waldsee ganz den Bezirk Heistergau umfaßte, s. S. 71.[1] Mit dem jetzigen Fürstl. Hause Waldburg-Waldsee standen die Herren v. Waldsee in keiner Verbindung, dagegen soll das Haus Colloredo von ihnen abstammen. Ein Liabord oder Liebhard von Waldsee soll im J. 1030 mit Kaiser


  1. Everhardus de Waltse et Conradus und Bertoldus, Eberhards Sohn, stehen als Zeugen in der kaiserl. Stiftungs-Urkunde des Klosters Waldsee vom Jahr 1181. In dieser Urkunde erklärt der Kaiser unter Anderem: „Notum etiam esse volumus, quod ministeriales de Waltse ad ducatum pertinent et conditione sui juris nulli nisi duci Suevorum respondere debent.“ Die Herren von Waldsee waren also, wenn nicht anders die Stelle von Ministerialen der Gegend überhaupt spricht, herzogliche (ursprünglich wohl Welfische), später königliche Ministerialen, aber Niemand als dem Herzog unterworfen. In einer Urkunde von Ulm 1280 nennt Kaiser Rudolph den Eberhard von Waldsee ministerialem nostrum. Nach Bappenheim von dem uralten Stamme der Herren v. Calatin hätten sie das Kämmereramt an dem herzogl. Hofe bekleidet, und sich auch Camerarii de Waldsee geschrieben. Die von ihnen 1331 verkauften Güter waren durchaus freies Eigenthum. Nach der Chronik des Klosters Waldsee war der erste Propst dieses Klosters: „Berthold aus dem Geschlechte der Grafen von Heiligenberg und Waldsee.“ Wir lassen den Werth dieser Angabe in Beziehung auf die Abkunft der von Waldsee auf sich beruhen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 092. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_092.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)