Seite:Oberamt Waldsee 221.png

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bestehen hauptsächlich in dem ihnen im ganzen Pfarrbezirk gebührenden Zehenten. Der Gottesacker-Caplan dagegen lebt von den Zinsen der Stiftungs-Capitalien. Die theils durch Grundgefälle, theils durch Capitalien reich dotirte Kirchenpflege, welche ihren guten Zustand hauptsächlich den Stiftungen der Grundherrschaft verdankt, hat die Baulast an den beiden Kirchen, am Gottesacker-Caplaneihaus und am Schulgebäude. Die Gebäude der 3 Pfarr-Geistlichen haben diese auf eigene Kosten zu erhalten. Sämmtliche Filiale, mit Ausnahme von Münchenreute und Esbach, welche eigene Schulen haben, gehören in die Schule nach Aulendorf. Der Lehrer an dieser wird von der Grundherrschaft ernannt und besoldet. Mit derselben ist eine Industrie- und eine Zeichnungs-Schule verbunden, in welcher die Kinder unentgeldlichen Unterricht genießen.

An Stipendien und Stiftungen besitzt der Ort:

1) die Königsegg-Montfort’sche Stiftung, ein Capital von 1250 fl. im Jahr 1686 von der Gräfin Maria Anna von Königsegg, geb. Gräfin von Montfort, gestiftet, um mit den Zinsen arme Kinder, die ein Handwerk erlernen wollen, zu unterstützen;

2) das Königsegg’sche Stipendium für Studirende, ein Capital von 1000 fl., 1666 von Waldburga Eusebia, Gräfin von Königsegg-Aulendorf, vermacht;

3) die Bregenzer’sche Stiftung von 800 fl. Capital, von dem Rentmeister Franz Joseph Bregenzer in Aulendorf 1786 für Schulprämien, oder zu Anschaffung von Papier, Federn etc. für arme Kinder;

4) die Sonntag’sche Stiftung von 1200 fl. Capital, gestiftet von Joh. Georg Sonntag, Oberamtmann zu Aulendorf, 1766 zum Schul-Unterricht für arme Kinder;

5) die Mutulo’sche, Blumische und andere kleine Armenstiftungen.

Aulendorf – in alten Urkunden Alidorf, Alendorf, Hallendorf – ist unstreitig ein sehr alter Ort. Die oben und S. 78 angeführten, hier aufgefundenen römischen Alterthümer machen es wahrscheinlich, daß hier einst eine römische Niederlassung war. Der Ort gehörte vermuthlich zu dem Untergau Schussengau, er erscheint übrigens im zehenten Jahrhundert als Besitzung der Welfen und wurde 935 mit Wolpertsschwendi,


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)