Seite:Oberamt Wangen 099.jpg

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Helvetiern, Germanen und Bojern sehr gefährlich war. Ihr Land ist eine rauhe, schneereiche Hochebene mit vielen Hügeln; die Erzeugnisse der Viehzucht (Käse im Überfluß) und die Produkte ihrer Tannenwälder (Harz, Pech, Kienholz) sind ihre Handelsartikel. Wer wird nicht in solchen Zügen namentlich diesen Theil Oberschwabens, unser rauhes, aber gras- und holzreiches Allgäu erkennen? Unter römischer Herrschaft legte das Volk schnell seine wilden Sitten ab und fügte sich in die von dem Überwinder gebotenen Formen. Daher verlautet auch die nächsten Jahrhunderte hindurch nichts mehr von diesen Gegenden. Als aber vom Ende des dritten Jahrhunderts an die römischen Grenzen in Schwaben sich immer mehr zurückzogen, und endlich alles Land nördlich vom Bodensee bis an die untere Iller den Allemannen überlassen werden mußte, bekam dieser Bezirk, wie es scheint, dadurch eine Bedeutung, daß durch einen Theil desselben die Reichsgrenze sich hindurchzog, welche mittelst einer Reihe von Befestigungen und militärischen Posten gedeckt gewesen seyn mußte. Die sogenannte Notitia dignitatum, oder der Staatskalender aus der Zeit nach Theodosius, nennt zwischen den beiden Grenzfestungen Bregenz und Coelius mons oder Kelmünz an der Iller noch zwei feste Orte, welche der Richtung nach in unsere Gegend fallen, nämlich Vemania (Vimania) und Cassiliacum. Der erstere Ort, welcher eine Abtheilung der in Rhätien vertheilten Legio tertia Italica und eine Abtheilung Reiter (Ala secunda Valeria Sequanorum) zur Besatzung hatte, wird gewöhnlich für die Stadt Wangen genommen, wogegen jedoch ein wichtiges Zeugniß streitet. Das sogenannte Antoninische Itinerarium erwähnt dreimal dieses Vemania als die Zwischenstation zwischen Kempten und Bregenz. (p. 237, 251, 259 ed. Wessel.) Jedesmal ist die Entfernung von Vemania und Kempten zu 15 Millien = 6 geogr. Stunden angegeben; die Entfernung von Bregenz und Vemania zweimal zu 24, einmal (p. 251) zu 14 Millien. Diese letztere Zahl XIIII aber ist evident verschrieben statt XXIIII; denn 14 + 15 Millien = 112/3 Poststunden wären


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)