Seite:Oberamt Wangen 118.jpg

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bis an die Kirche, mit ihren an einander angeschlossenen ansehnlichen Häusern einen recht städtischen Eindruck, und gibt in dieser Hinsicht dem kleinen Wangen einen merklichen Vorzug vor so manchen dorfartigen Städten des Landes von ungleich größerer Bedeutung. Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 428, darunter sind 296 Haupt- und Wohngebäude. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören 3 Kirchen, 2 Kapellen, 1 Rathhaus, 1 Schulhaus, der Hospital, das städtische Theater, das Kornhaus, 2 Armenhäuser u. a., wovon unten das Nähere.

Staatsgebäude sind:

1) Das im Jahr 1838 neu erbaute Oberamtsgerichtsgebäude vor dem Lindauer Thor. Die oberamtsgerichtlichen Gefängnisse befinden sich auf dem Lindauer Thorthurm und auf dem Rathhause.

2) Das Oberamteigebäude auf dem Marktplatz, ehemals die Stadtkanzlei, oder das sogenannte Kapuzinerhaus, ein altes, sehr massives, neuerlich wohnlicher eingerichtetes Gebäude.

3) Die Kameralamtswohnung am Ravensburger Thor, vormals das Ritterhaus oder das Kanzleigebäude des Ritterkantons Hegau, für die Bezirke Allgäu und Bodensee, im Jahr 1789 neu erbaut.

Das alte Oberamtsgerichtsgebäude in der Herrengasse ist an Privaten verkauft.

Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt den ersten Rang ein die Stadtpfarrkirche zum heil. Bischof Martinus am Ende der obern Stadt und am Marktplatz. Eine Mauer trennte den letzteren von dem Kirchplatz; neuerlich aber ist dieselbe zur Erweiterung des Marktes abgebrochen worden, wodurch auch das äußere Ansehen der Kirche sehr gewonnen hat. Diese ist ein geräumiges, altes, im Dachstuhl etwas schadhaftes Gebäude, über dessen Erbauungszeit keine Nachrichten vorhanden sind; nur schließt man aus der über dem Haupteingang eingehauenen Jahrszahl 1486, daß sie in diesem Jahr erweitert wurde. Der Charakter der ursprünglichen Bauart ist übrigens durch neuere Zuthaten ziemlich verwischt. Das Langhaus hat 110′ Länge, 74′ Breite, 38′ Höhe, der Chor 45′ Länge, 30′ Breite, 33′ Höhe. Ein hoher und wohlgebauter Glockenthurm steht an der Südseite. Das Innere der Kirche ist hell, und würdig, wiewohl mitunter etwas überladen, ausgeschmückt. Die Kirche hat einen reich verzierten Hochaltar und sechs Nebenaltäre, eine sehr gute, im Jahr 1803 neu gebaute Orgel, eine zierliche Kanzel, und an einem der Seitenaltäre ein von dem königlichen Hofmaler Gegenbauer gemaltes schönes Altarblatt, den heil. Sebastianus darstellend. Unter den Epitaphien befinden sich


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)