Seite:Oberamt Wangen 119.jpg

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welche von den Freiherren von Praßberg und Summerau. Ordentlicher Gottesdienst wird nur in dieser Kirche gehalten.

Die Hospitalkirche zum heiligen Geist mit einem kleinen Thurm, an den Hospital angebaut, mit vier Altären, hat nichts Ausgezeichnetes, und dient nur zu Frühmessen für die Hospitaliten. Erbaut wurde sie 1719. Zu einem alten geschnitzten Bilde, Christus im Kerker vorstellend, das im Jahr 1741 aus der Pfarrkirche in diese Kirche gebracht worden, geschehen zahlreiche Wallfahrten aus der Nähe und Ferne.

Die Kapuzinerkirche besteht nicht mehr, s. unten.

Die Gottesackerkirche zum heil. Rochus vor dem Lindauer Thor, 1593 erbaut, mit einer Emporkirche und vier Altären, ohne regelmäßigen Gottesdienst.

Die St. Wolfgangskapelle, eine Viertelstunde südlich von der Stadt auf einem Hügel über einem nun trocken gelegten See, aus unbekannter Zeit, mit drei Altären, einer Emporkirche und einer Kanzel. Gottesdienst wird gewöhnlich keiner gehalten; die dahin bestimmten Messen werden in der Pfarrkirche gelesen. Eben so ist ohne regelmäßigen Gottesdienst die Leprosenkapelle zum heil. Nikolaus bei dem Bade Sattel (s. d.). Die Zeit der Erbauung ist unbekannt.

Das Rathhaus, ein schönes Gebäude auf dem Markte, wurde im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts in Form und Geschmack des Augsburger Rathhauses erbaut. Es ist geräumig und hat in seinem Innern etwas Großartiges. Besonders gut nimmt sich der ansehnliche Rathsaal aus. An Merkwürdigkeiten enthält das Rathhaus, außer der oben erwähnten Kupferplatte, einen großen auf Leinwand in Öl gemalten Plan über das ganze Gebiet der Reichsstadt, von welchem die erwähnte Landtafel nur eine verjüngte Kopie ist; und eine Marmortafel, in welche ein vor den Rathssitzungen zu sprechendes Gebet von dem Isnyer Maler Isaak Kiening 1569 mit erhabenen Buchstaben und vielen Zierrathen äußerst fein und nett eingeschnitten ist.[1]


  1. Dieses Gebet, ein wahres Muster einer einfachen und frommen Gebetsformel, mag hier in getreuer Abschrift eine Stelle finden: MDLXIX. Ein schön gebeet, So Man in Rath geet. O Herr und Gott Jhesu Christe, von welichem Alle weise Rathschläg flueßen, durch welichen auch alle gottseelige Gedanken seind, und alle gute werk gefürdert werden, Gib uns Deinen Dienern Craft und weißhait Deines worts, vnd wöllest durch deinen heiligen Gaist bey vns in diesem Rath zugegen sein, Darmit wir nichts setzen noch verordnen, das dein Göttliche Mayestett verletze, Sonder in allem dich fürchten, dein Glory, lob, Eer und preiß, auch die Liebe des Nechsten betrachten und suechen darmit wir samptlich durch Dich daß Ewige Leben erlangen.   Amen.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)