Seite:Oberamt Wangen 129.jpg

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die des h. Ulrich, hat noch ihre Kapitalien (1500 fl.) in eigener Administration.

Wangen war früher lange der Dekanatsitz des Landkapitels Lindau.

Die evangelischen Einwohner halten ihren Gottesdienst im Rathhaussaale, zu welchem Ende der zweite Pfarrer in Isny alle sechs Wochen sich hieher begibt.

Schulanstalten. Eine Präzeptorats-Schule ist im Jahr 1823 auf Staatskosten errichtet worden. Die deutsche Schule besteht aus drei Abtheilungen mit drei Lehrern, nämlich aus der Vorbereitungsschule für Knaben und Mädchen mit einem Lehrer, aus der Knaben- und aus der Mädchenschule je mit einem Lehrer. Sämmtliche Schulen, mit Ausnahme der Vorbereitungsschule, sind in Einem Gebäude vereinigt; letztere ist in einem besondern Lokal. Außer der gewöhnlichen Sonntagsschule besteht auch für junge Handwerker eine Gewerbe- und Zeichnungsschule, in welcher Sonntags Unterricht ertheilt wird. Von den Mädchen wird eine Industrieschule, und von Kindern beiderlei Geschlechts eine Musikschule besucht. Die Kosten der deutschen Schulanstalten bestreiten die Stadt und die Stiftungen. – Sämmtliche Parzellen der Pfarrei sind hieher schulpflichtig, mit Ausnahme der zur Gemeinde Eglofs gehörigen Filialisten, welche die Schule zu Bühl besuchen.

Das Kapuzinerkloster zum heiligen Schutzengel. In der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts, zu einer Zeit, wo mehrere Städte Schwabens Kapuziner-Konvente bei sich aufnahmen, entschloß sich auch die Stadt Wangen, ein solches Kloster zu erbauen, und wählte dazu die Stelle vor dem Lindauer Thor, wo die uralte St. Leonhardi-Kapelle mit einer Armenstiftung gestanden hatte. Der Beweggrund, wie er gewöhnlich angegeben wird, ist oben S. 128 erwähnt. Schon im Jahr 1640 wanderten Kapuziner in Wangen ein, und wurden, wie es scheint, in dem nach ihnen benannten Kapuzinerhaus, dem jetzigen Oberamtei-Gebäude, untergebracht. Im Jahr 1652 aber wurde auf dem oben bezeichneten Platze das Kloster mit der Kirche sammt angebauter St. Fidelis-Kapelle vollendet und eingeweiht. Ein Theil der Kaplanei-Stiftungen und Gutthaten der Privaten und umliegenden Gutsherrschaften, besonders aber des Pfarrers Andreas Göser in Aichstetten, der einen Beitrag von 5800 fl. leistete, sicherten nach und nach den Bestand dieses Klosters, das bisweilen über 20 Konventualen gezählt haben soll. Zwar wurde schon im Jahr 1803 unter Bayern das Kloster aufgehoben, doch wurden die älteren Konventualen in seinen Mauern belassen, und noch mit Kapuzinern aus den aufgehobenen Klöstern von Ravensburg und Langenargen vermehrt. Auch Württemberg gestattete den


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)