Seite:Oberamt Wangen 146.jpg

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ein kleinerer Theil liegt auf der rechten Argenseite und ist von dem Tobelbach durchschnitten, der aus dem Haldensee tritt. Im Ganzen gehört dieser Bezirk gleich dem vorhergehenden zu den hochgelegenen und unebenen; die Luft ist ziemlich rauh, aber rein und gesund, der Boden im Ganzen wie bei der vorhergehenden Gemeinde. Gutes Trinkwasser ist in den höheren Strichen nicht im Überfluß vorhanden; Christatzhofen selbst hat nur Pumpbrunnen. Das Klima begünstigt mehr den Bau der Sommerfrüchte (vorzüglich des Habers), den Flachsbau und die Viehzucht, als den Bau der Winterfrüchte, welche wegen des lange liegenden Schnees und der rauhen Winde im Frühjahr leicht mißrathen. Namentlich ist die Gegend von Enkenhofen mehr für Futterkräuter als für Getreidebau geeignet. So überwiegt im Ganzen auch hier die Viehzucht den Ackerbau. Der Obstbau findet theilweise mehr Anklang als früher. Die Gewerbsthätigkeit ist unbedeutend, kein Handwerker arbeitet für auswärtige Bedürfnisse, auch finden sich nur die gewöhnlichen ländlichen Gewerbe. Bemerkenswerth ist allein ein Eisenhammer. Im Winter wird das Spinnen, selbst auch von dem männlichen Geschlechte, fleißig betrieben; auch beschäftigt das Sticken der Schweizer Musselintücher nebenbei manche Hände. Die Einwohner sind sparsam und thätig und leben in einem mittleren Wohlstande; auch gibt es einzelne sehr wohlhabende Bauern. Nur die Bewohner des Enkenhofer Kirchspiels gehören im Durchschnitt zu den minder Bemittelten. An eigenen Fonds hat die Gemeinde nur 400 fl. verzinsliches Kapital. Die Vereinödung datirt sich zum Theil aus früheren Zeiten, in Christatzhofen selbst erfolgte sie im Jahr 1736, das Jahr zuvor in Enkenhofen, in Bliederatzhofen schon 1711, in den übrigen Markungen von 1767 bis 1780. Die Gemeinde theilte alle Schicksale mit der Grafschaft Trauchburg, zu welcher sie seit alten Zeiten gehörte und mit der sie im Jahr 1806 unter die Oberhoheit Württembergs kam. Grundherr ist sonach der Fürst von Waldburg-Zeil und Trauchburg. Der Graf Quadt besitzt mehrere Lehen- und Söldgüter, und in Baldenhofen der Fürst von Windisch-Grätz zwei Lehenhöfe. Ein Gut ist dem Hospital Bärenweiler lehenbar. Die Zehnten entrichten sämmtliche Markungen an ihre betreffenden Pfarreien in Geldsurrogaten, worüber unten das Nähere. Die Novalzehnten stehen dem Grundherrn zu. In dem Bezirke bestehen zwei Pfarreien, Christatzhofen (mit Bliederatzhofen, Ober- und Unter-Harprechts, Ried und den in diese Markungen fallenden Parzellen) und Enkenhofen (mit Gaisau, Gottratshofen, Neideck, Seehalden und Tobelmühle). Baldenhofen mit seinen Parzellen ist nach Meratzhofen, Oberamts Leutkirch, eingepfarrt. Nach den genannten Pfarrsitzen sind die betreffenden Parzellen auch schulpflichtig. Die


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)