Seite:Oberamt Wangen 149.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
  • 3) Bliederatzhofen, Weiler mit 33 Einw. nebst: a) Bummeles, Hof mit 7 Einw., b) Eck, Hof mit 13 Einw., Filiale von Christatzhofen. Eine kleine Feldkapelle zur Privatandacht wird von den Bauern in Eck unterhalten.
  • 4) Enkenhofen, katholischer Pfarrweiler mit 88 Einw., nebst: a) Burgstall, Weiler mit 28 Einw., b) Grütt, Weiler mit 19 Einw. Der Pfarrort liegt ziemlich hoch am Anfang eines engen, tief einschneidenden Thälchens, durch welches der aus dem Haldensee kommende Tobelbach in reißendem Lauf nach der Argen eilt, und ist von der Oberamtsstadt, nach welcher die Vicinalstraße von Friesenhofen hier durchführt, 33/4 St. entfernt. Die Pfarrkirche zum h. Laurentius liegt frei und erhaben; die Zeit ihrer Erbauung kann nicht angegeben werden, im Jahr 1710 wurde sie in neuerem Styl renovirt und ist nicht ohne Geschmack. Den Pfarrsprengel s. o. S. 146. Im Jahr 1436 brachte der Hospital in Isny das Patronatrecht durch Kauf an sich, und übte es durch den dortigen Magistrat aus, bis es 1806 an die Krone überging.[1] Noch bezieht er ein Vogtgefäll von 9 fl. Die Pfarrei bezieht ein gesetztes Geldsurrogat für den großen, kleinen und Heuzehnten auf allen Gütern des Sprengels, mit Ausnahme ganz unbedeutender Bezüge, welche den Pfarreien Christatzhofen und Beuren zustehen. Die Baulast der Kirche liegt auf einem Kirchenfonds von sehr geringem Belang (400 fl. Kapital und 50 fl. fixes, 22 fl. zufälliges Einkommen), bei dessen Unzulänglichkeit für Bau- und Kultkosten die Gemeinde und die Pfarrei subsidiarisch einzutreten haben. Von der Verbindlichkeit, die Pfarrgebäude im Bau zu unterhalten, ist die Pfarrei, welche bei dem Unvermögen der Kirche, als Großzehntherrin zunächst in Anspruch zu nehmen wäre, durch Vertrag mit der Gemeinde vom Jahre 1794 gegen einen jährlichen Bauschilling befreit. Die Pfarrei war übrigens so gering dotirt, und durch die Unglückszeiten des 17. Jahrhunderts so sehr herabgekommen, daß vom Jahr 1630 bis 1710 kein eigener Pfarrer mehr hier bestand, sondern die Pfarrei von Beuren aus pastorirt wurde. In dem letztgenannten Jahre wurde das Pfarrhaus neu gebaut und die Pfarrei wieder besetzt. Aus demselben Grunde des geringen Pfarrgehalts aber wird seit dem Jahr 1821 die Stelle aufs Neue unbesetzt gelassen, und von Christatzhofen versehen, während welcher Zeit das Einkommen zur Verbesserung der Dotation eingezogen, auch ein Baufond von 800 fl. für das Pfarrwiddumgut, bei welchem die Pfarrei die Baulast hat, gebildet wird. Die Schule für den Pfarrsprengel hat einen Lehrer.

  1. Hieher ist ohne Zweifel die Nachricht des Chronicon Isnense zu beziehen, wonach Rupert von Niederhofen ein Gut in Emiheinhofen cum parte ecclesiae ipsius villae 1166 dem Kloster Isny vergabt.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)