Seite:Oberamt Wangen 189.jpg

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von 1830/40 nahm die Bevölkerung der Stadt zu um 175 (männl. 95, weibl. 80), und zwar mittelst natürlicher Vermehrung um 69, durch Einwanderungen (über Abzug der Auswanderungen um 106).

Auch Isny fehlt es nicht an einigen Namen, die noch in weiteren Kreisen als in denen der Heimath bleibende Geltung gefunden haben. Merkwürdig ist besonders, daß die kleine Stadt aus der Mitte ihrer schlichten Bürger dem heil. römischen Reich einen Kurfürsten gegeben hat.

Heinrich Göckhelmann,[ws 1] genannt der Knoderer oder der Gürtelknopf, gewöhnlich unter dem Namen Heinrich von Isny bekannt, geboren im Jahr 1222 als der Sohn eines Bäckers, nach Andern eines Schmieds, trat in den Minoritenorden und wurde Guardian des M. Klosters in Luzern und später in Basel. In dieser Eigenschaft fand er Zutritt bei Graf Rudolf von Habsburg, wurde dessen Beichtvater, sein Rathgeber in allen Angelegenheiten, ja sogar sein und seiner Gemahlin Leibarzt, und als der Graf zum Kaiser erhoben ward, sein unentbehrlicher Vertrauter. Das Domkapitel in Basel wählte den klugen Franziskaner zu seinem Bischof. Nach der gemeinen Sage wären die Skrutinien immer ohne Ergebniß gewesen, bis man sich dahin vereinigt hätte, in das Minoritenkloster zu senden, und den ersten besten Frater, der entgegen kommen würde, zum Bischof anzunehmen. Die Abgesandten pochten an die Klosterpforte, und der sie öffnete, war Heinrich von Isny. Das Kapitel, hocherfreut, daß der Zufall gerade diesen angesehenen Mann ihm in die Hände führte, erwählte ihn ohne Verzug zu seinem Bischof – eine Sage, die ihre Unwahrscheinlichkeit in sich trägt. So viel ist gewiß, daß Göckhelmann als Bischof sich immer mehr geltend zu machen wußte, und von dem Kaiser zu wichtigen Sendungen, z. B. nach Böhmen gegen Ottokar und nach Rom gebraucht wurde. In Rom wußte er sich ebenfalls beim Papst, Honorius IV., sehr zu insinuiren, und so gelang es dem Barfüßermönch, mit Hülfe seiner beiden mächtigen Gönner, als der erzbischöfliche Stuhl in Mainz 1286 erledigt ward, sich auf denselben zu erheben und mit der Kurwürde bekleidet zu werden. Einen wichtigen Dienst hat dieser Isnyer dem Hause Württemberg erwiesen, als er 1287 den Frieden zwischen Rudolf und Graf Eberhard zu einer Zeit vermittelte, wo die Erfolge eines längeren Kampfes für den letzteren sehr nachtheilig hätten ausfallen können. Gewaltig war die Eifersucht des Klerus gegen den Erzbischof aus dem Bettlerorden. Sie rächten sich an seinem Glück durch Spottgedichte und durch den Beinamen der Knoderer oder der Gürtelkopf, worin eine Anspielung auf den Knotengürtel der Franziskaner liegt. Allerdings war G. nach seiner Erhebung weniger der Geistlichkeit und seinen


Anmerkungen [WS]

  1. Heinrich von Isny
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)