Seite:Oberamt Wangen 198.jpg

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ihm eigenen Boden Graf Wolfrad mit seiner Gattin Hildrud dem heil. Jakob d. Gr. und Georg zu Ehren eine Kirche erbaute, welche auf seine Bitte Bischof Eberhard von Constanz gegen Ende des Jahres 1041[1] einweihte. Schon damals scheint er beabsichtigt zu haben, ein Benediktinerkloster zu dieser Kirche zu stiften, wie er denn auch hiezu die Anstalten traf; aber der Tod vereitelte die Ausführung seines Vorhabens, 1065, in demselben Jahre, in welchem auch sein Sohn, Wolfrad, starb. Ihre Erben, Manegold, des jüngern Wolfrad Bruder, mit seiner Gemahlin Liutphild, seinen Söhnen Walter und Wolfrad, und seiner Schwester Irmengard, die Wittwe war und einen Sohn Mangold hatte, vollendeten die begonnene Stiftung, errichteten das Kloster (1090) und begabten es (1096) mit 12 Hofgütern und andern Zugehörungen an Waldungen u. dgl., mit Allem, was der ältere Wolfrad zu der von ihm erbauten Kirche gestiftet, und mit weitern Gütern in Mechensee, Cell, „in pago Herigzur (wohl in pago Eritgow, in welchem Groß- und Klein-Tyssen lagen), in Tüssin, in Watte, in Waldu, et in Stenowe.“ Die ersten Mönche kamen aus dem Kloster Hirsau; Mangold, aus der Familie der Stifter, wahrscheinlich der Sohn der Irmengard, wurde der erste Abt (1096); aber schon im Jahr 1100 fand er den Tod von der Hand seines eigenen Diakonus aus einem unbekannten Grunde. Im Jahr 1104 starb Mangold, der Stifter, und erst 1106, unter dem Abt Landold, erfolgte von Paschalis II. die päpstliche Bestätigung der Abtei, welche Ottokar von Tenchilishofen einzuholen beauftragt war. Nach der Sitte damaliger Zeit war auch ein Frauenverein mit dem Kloster in Verbindung, dessen erste Vorsteherin (1091) eine Adelheid, wahrscheinlich die Wittwe des Ritters Swigger von Rohrdorf, war. Dieses Frauenkloster wurde 1278 nach Rohrdorf übergesiedelt, wo es im 15. Jahrhundert allmählig erlosch. Seit der Stiftung der Abtei waren die Stifter und ihre Nachkommen, die Grafen von Vöringen und Nellenburg, die Schirm- und Kastenvögte derselben bis 1306, in welchem Jahre sie diese Schirmvogtei mit der ganzen Grafschaft Trauchburg an den Truchseß Johann von Waldburg verkauften, dessen Nachkommen dieselbe bis zum Jahr 1750 besaßen. Der Stifterfamilie verdankte das Kloster auch seine größten Wohlthaten. Mit der Zunahme des Klosters vermehrt sich die Zahl der Ansiedler, denen es bald an Raum gebrach. Daher schloß Graf Wolfrad von Vöringen im Jahr 1171 mit dem Abt Marquard einen Tauschvertrag, wonach das Kloster dem Grafen den südlichen Theil, wo das jetzige Isny steht, ganz


  1. Die Isn. Chronik gibt das Datum so an: XVIII (alii habent VIII) Cal. Jan. 1042.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_198.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)