Seite:Oberamt Wangen 217.jpg

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Güttingen und Heinrich von Wartemberg gewählt. In der hieraus entstandenen Fehde ergriff Graf Ulrich von Montfort die Waffen für Abt Ulrich, und da dessen Gegner Neuravensburg besetzt hielten, eroberte er das Schloß, und verbrannte und zerstörte das Städtchen (1272). Nur das Schloß wurde verschont. Abt Ulrich verpfändete dieses mit den Gütern an Eglof von Rosenberg und den Grafen von Montfort, dessen Burgvogt Bruno von Ravensburg 1274 war, von welchem sie der Abt Konrad von Gundelfingen 1291 wieder auslöste. Nach dem Tode Kaiser Rudolfs I. 1291 besetzte Abt Wilhelm, ein Graf von Werdenberg, der mit dem Kaiser bis an dessen Tod im Unfrieden gelebt hatte, das Schloß, und setzte laut Urkunden vom Jahr 1294 und 1302 den Heinrich von Schönenstein zum Burgvogt.[1] Nach ihm erhielt diese Stelle als ein Feudum castrense Dietegen von Castell. Wie bedeutend dieses Lehen oder diese Burghut damals gewesen seyn muß, geht daraus hervor, daß Kaiser Heinrich VII. diesem Dietegen im Jahr 1311 die Grafschaft Zeil gegen dieses Burglehen als Pfandschaft für die damals so bedeutende Summe von 800 Mark Silbers überließ und diese Überlassung durch den Kanzler und Erzbischof Vichold von Köln im Namen des Reichs 1313 bestätigen ließ. Im Jahr 1349 verpfändete St. Gallen die Burg mit allen Zubehörungen für 300 Pfund Heller an Eglof von Rosenberg den Jüngern, acht Jahre später aber löste es dieselbe wieder aus und belehnte Wilhelm von Praßberg damit. Nach einander besaßen Burg und Zubehörde theils pfandweise, theils als Vögte Ulrich Wermeister in Wangen, Albrecht von Königseck, Niggel Ruprecht in St. Gallen (1404 als Leibgeding), dann 1431 Michael Ruprecht, endlich Anton Schenk von Landegg.[2] Der Verfall des Stiftes nöthigte den Abt Kaspar 1450 die Herrschaft Neuravensburg an die Stadt Lindau gegen 4500 fl. zu verpfänden, und sie ein Jahr später um weitere 2500 fl. kaufweise, jedoch auf Wiederlösung, zu überlassen. 136 Jahre blieb


  1. Der Wohnsitz der Ritter von Schönenstein in der Nähe von Neuravensburg war ein Lehen von St. Gallen. In der Fehde des Abtes Bertold mit dem Bischof Werner von Constanz (1260) war Konrad von Schönenstein auf der Seite des Abtes. Im Jahr 1418 wurde von St. Gallen der Burgstall Schönenstein dem Burkart Negel und Burkart von Heimenhofen geliehen, dagegen erhielt Lutz von Schönenstein 1419 die Kastenvogtei über die Kirche zu Sigmars als ein St. Gallisches Lehen.
  2. Den 10. Oktober 1408 verlieh König Ruprecht den Zoll zu Neuravensburg als heimgefallenes Lehen seinem Landvogt in Schwaben, dem Grafen Hug von Werdenberg (Chmel. Reg. p. 164). 1570 bewilligt Abt Joachim von St. Gallen den österreichischen Amtleuten zu Neuravensburg, einen neuen Zoll aufzurichten, jedoch unbeschadet der niedern Gerichtsbarkeit des Stiftes (Urk. des K. Arch.).
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)