Seite:Oberamt Wangen 260.jpg

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übergingen.[1] Der Brand von 1704 verzehrte auch den Hospital mit der Kirche; beide ließ Franz Christoph von Schellenberg auf seine Kosten wieder erbauen, wie denn derselbe überhaupt um die Emporbringung dieser wohlthätigen Anstalt sich die größten Verdienste erworben hat. Die Kirche aber ist unscheinbar und ziemlich finster. Durch Nachstiftungen und Vermächtnisse des Schellenbergschen und nachmals des gräflich Waldburg-Wolfeggschen Hauses hat sich das Grundstocksvermögen (das nach der ursprünglichen Dotation 6000 fl. betrug) auf die Summe von 57.000 fl. an Kapitalien, Gebäuden, Gütern, Waldungen, Weihern etc. erhoben, wozu noch 7–8000 fl. an Inventar und Vorräthen kommen. Gegenwärtig genießen 24 Hospitaliten in der Anstalt vollständige Verpflegung. Der fürstl. Wurzachsche Hospital in Bärenweiler, die Gottesackerkirche zu St. Anna und die Lorettokirche werden bei der Gem. Sommersried erwähnt werden. – Noch verdient hier angeführt zu werden die Armenstiftung des Grafen Karl Eberhard, durch Testament vom 17 Okt. 1797 zur Unterstützung von Armen und Kranken aus dem Wolfeggschen Antheil. Das Vermögen derselben besteht in 10.000 fl. Grundstockskapitalien.

Beide fürstliche Familien besitzen hier Schlösser; das Wolfeggsche mit seinen Nebengebäuden (der Forstverwalterswohnung u. s. w.) steht am südlichen Ende des Orts und ist ein ziemlich unregelmäßiges, alterthümliches, aber eben darum mehr malerisches Gebäude, als das zwar regelmäßige aber einförmige Wurzacher Schloß, welches auf der Nordseite des Orts in den Jahren 1704–29, zum Theil mit Materialien von der alten Feste Trauchburg, erbaut wurde. Beide Schlösser haben Hauskapellen; die im Wurzacher Schloß (zum Jesus Kindlein) ist besonders hübsch gebaut und geziert, sie hat einen eigenen Fonds von 1200 fl. Kapitalien. Messen liest in derselben der St. Katharinenkaplan. Am Wolfegger Schloß befindet sich ein Garten und ein angenehmes Wäldchen längs dem Zellersee. Letzteres ist in einen Gesellschaftsgarten in Form einer englischen Anlage mit Gängen und Sitzen umgeschaffen und zum Wirthschaften verpachtet.

Mit diesen Schlössern sind fürstliche Schloßgüter verbunden, und zwar gehören dem Fürsten von Waldburg-Wolfegg: Gärten 57/8 Morgen, Äcker 545/8 M., Wiesen, einmähdig, 386/8 M., zweimähdige 45/8 M.; dem Fürsten von Waldburg-Wurzach: Gärten 47/8 M., Äcker 667/8 M., einmähdige Wiesen 547/8 M.


  1. Die k. württ. Regierung gab im Jahr 1820 die von ihr an sich gezogene Administration dem fürstlichen Hause wieder zurück. Die k. Kreisregierung bestätigt den von dem Fürsten ernannten Administrator.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)