Seite:Oberamt Wangen 268.jpg

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Schloß erhielt einen adeligen Burgvogt, der sich von Praßberg schrieb. Im Jahr 1260 kommt Praßberg noch als St. Gallisches Eigenthum vor und im Verzeichniß der St. Gallischen Edelleute von 1300 erscheinen noch die von Praßberg, von welchen 1294 Hartmann dem Kloster Weingarten Karsee und Unteregg verkaufte. Ob dieser Hartmann der Familie der Vögte von Summerau angehörte, kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden, aber schon 1337 schreibt sich Wilhelm von Summerau Herr zu Praßberg. Es ist wohl derselbe Wilhelm von Praßberg, welcher 1357 mit Neuravensburg belehnt wurde (s. oben S. 217). Über das Geschlecht der Vögte von Summerau s. d. Oberamtsbeschrbg. von Tettnang S. 150.[1] Noch 1403 lebte ein Kind des Konrad von Praßberg, dessen Pfleger ein Gut, genannt Praßberger Au, an Kunz Mangold verkauft. Darauf scheint diese Linie ausgestorben zu seyn, und das Lehen kam an die Schellenberge. Aber schon 1411 verkauft Heinrich von Schellenberg an Heinrich Vogt von Leupolz und Summerau „die Veste Praßberg, Burg und Berg, Burggesäß und Burgstall für recht Burggesäß, gen St. Gallen, Tobel und Graben mit allem Zugehörd“ um 2066 Pfund 13 Schilling Pfenning (das Pfund zu 1 fl. 8 kr. 4 Heller, zusammen 2373 fl. 36 kr.)[2]

Von nun an bleiben die beiden Herrschaften Praßberg und Leupolz vereinigt und die Inhaber schrieben sich Vögte von Summerau zu Leupolz und Praßberg, oder auch von Praßberg allein.[3] Im Jahre 1731 wurden beide Herrschaften von den Freiherrn Wilhelm und Albert von Summerau in Beiseyn einer kaiserlichen


  1. Für die Annahme, daß Albert von Summerau ein Schloß dieses Namens (1/4 Stunde östlich von Praßberg) gebaut habe, finden wir keine Bestätigung.
  2. Mit dieser, aus archivalischen Quellen gezogenen Angabe, stimmt hinsichtlich der Chronologie Ildef. von Arx II. S. 179 nicht ganz überein, nach welchem Anna von Königsegg, Frau des Rudolfs von Landenberg-Sonnenberg 1412, der von Schellenberg 1413, Hartmann von Praßberg 1419 die Feste Praßberg zu Lehen empfingen. Herr D. C. von Vanotti erklärt diese Differenz so: Wahrscheinlich nahmen es bei der Verwirrung und Unordnung, in welcher sich um diese Zeit das Kloser St. Gallen befand, die entfernteren Lehensleute mit den Rechten des Klosters nicht so genau, und es geschahen Veränderungen durch Kauf, Tausch u. dergl., die erst später dem Lehensherrn zur Genehmigung angezeigt und in die Lehenprotokolle eingetragen wurden, auf welche sich von Arx beruft.
  3. Ob der Hartmann von Praßberg, der um das Jahr 1420 mit Ratzenried belehnt ward(s. d.), dieser Linie angehörte, wissen wir nicht zu sagen. Den Stammbaum der spätern Nachkommen des Vogt Heinrich, s. bei Bucelin Germania. p. 214. Eine Zeit lang, gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts, waren Praßberg und Leupolz zwischen die Brüder Johann Rudolph und Eitel Johann getheilt.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)