Seite:Oberamt Welzheim 111.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Grenze Obergermaniens und Rätiens (Raetia secunda, also Galliens und Italiens in weiterem Sinne) hin. Bei jener Veränderung des Zugs ändert sich auch der Name und zugleich die ganze Physiognomie des Walls; eine Benennung, die ihn erst von Lorch an wirklich bezeichnet, denn von hier an erscheint er unter dem Namen Pfahl, Pfahlgraben, Schweingraben, als vollkommener Erdwall, während er in den Oberämtern Ellwangen, Aalen und Gmünd, wenigstens bis über Mögglingen hinaus, unter dem Namen Teufelsmauer, als eine gepflasterte, dammartige Straße erscheint.[1]

Der von Lorch nördlich ziehende Grenzwall ist gegenwärtig noch an seinen conservirtesten Stellen, an der steilen Außenseite (Ostseite) 10–12′, an der flach abgedachten Westseite 4′ hoch, hat oben eine Breite von 4–5 und unten eine von 25–30′. An der Außenseite führt ein 25–30′ breiter Graben, der sich gegen unten bis auf 2′ verengt. Die Tiefe des Grabens bildet die höhere Außenseite des Walls und beträgt demnach 6–8′. Längs des Walls standen an der inneren Seite genau 20 Schritte = 60 württ. Fuß hinter demselben Vertheidigungs-Gebäude, Wachhäuschen, die im Munde des Volks Capellen, Schilderhäuschen etc. heißen. Die noch aufgefundenen 2′ 5″ dicke Grundmauern derselben sind Vierecke, von denen je eine Seite 15′ beträgt. Die Wachhäuschen


  1. Obige Benennungen hat der Aberglaube des Mittelalters hervorgerufen, wo man so sehr geneigt war, jedes Werk dessen Ursprung man sich nicht erklären konnte, dem bösen Geist anschreiben. Die jetzt noch allgemein verbreitete Volkssage bestättigt dieses; sie erzählt folgendes: Der Teufel habe sich von dem Herrn ein Stück Land ausgebeten, so groß als er in einer Nacht mit einer Mauer oder Graben umgeben könne. Diese Bitte sey ihm gewährt worden und er habe nun das Werk der Umfriedigung mit Hilfe (nach Anderen in Gestalt) eines Schweines begonnen, sey aber vor der Vollendung desselben vom Tag überrascht worden, und er habe dann im Ärger wegen seines mißglückten Unternehmens sein Werk selbst wieder zerstört. Durch diese Sage sind die Benennungen Teufelsmauer und Schweingraben erklärlich. Die weiteren Namen Pfahl und Pfahlgraben sind richtiger und ohne Zweifel älter: sie bezeichnen eine Grenzmarke, Umfriedigung eines Distrikts etc. Die Orte Pfahlheim, Pfahlbronn und Pfahlbach, welche zunächst an dem Grenzwall liegen, haben daher den Ursprung ihrer Namen von dem Pfahl, Pfahlgraben, dem römischen limes, abzuleiten.
    P.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)