Seite:Oberamt Welzheim 143.jpg

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aus Einem Stücke Gryphitenkalkstein – einem Findlinge aus der Gegend – geschliffen ist und das fünf Schuh hohe Bild des Gekreuzigten aus röthlich gelbem Marmor trägt: eine sehr schöne Arbeit. Das 1776 vom Kloster Lorch erbaute Pfarrhaus liegt frei und angenehm bei der Kirche, an der Straße. – Das fast in der Mitte des Ortes gelegene Rathhaus ist ansehnlich und wohl erhalten. – Dasselbe gilt von der westlich neben dem Schlosse gelegenen Wohnung des Rentbeamten.

Die Einwohner sind fleißig und im Allgemeinen sparsam und wohlhabend. Der Boden hat meist guten Grund. Die Abdachungen gegen Süden und Westen sind der Wirkung der Sonne günstig, und das Gebirge gegen Norden und ein Bergrücken gegen Osten schützen den Ort vor kalten Winden. Im Schloßgarten reifen Feigen im Freien. Daher hat jener ein mildes Klima, ist gesund und fruchtbar. Das Getreide mißrathet selten und liefert, seit die die hohen Ackerbeete weniger häufig geworden sind, einen höheren Ertrag. Der Flachs hat einen guten Namen, dasselbe gilt von dem schon 1760 bedeutenden Obstbau, welcher auf den Gütern der Gutsherrschaft musterhaft betrieben wird; doch wird die große Baumschule derselben einer höhern Obstkultur auch unter den Bürgern bald Eingang verschaffen. Die Zahl der eigentlichen Bauern ist 25, die übrigen sind Söldner. – Die Gewerbeliste führt 2 Barbiere, 10 Bäcker, 1 Drechsler, 1 Färber, 1 Glaser, 4 Hafner, 2 Kübler, 4 Küfer, 5 Maurer, 6 Metzger, 2 Nagelschmiede, 3 Seiler, 2 Sattler, 2 Schlosser, 4 Schmiede, 6 Schneider, 7 Schreiner, 13 Schuster, 3 Wagner, 15 Weber und 4 Zimmerleute auf. Allein nicht Alle haben die Lehrzeit erstanden und noch wenigere sind gewandert. Alle treiben dabei Landwirthschaft oder taglöhnen. Ferner sind 2 gute Kaufläden und 4 Gassen- und 8 Schild-Wirthschaften im Orte, worunter die herrschaftliche Bierbrauerei, welche ihr gutes Erzeugniß auch in andere Oberämter absetzt. Im J. 1759 zählte der Ort 107 Wohnhäuser und Bürger, davon 13 ganze, 6 halbe Bauern, 6 Wirthe, 51 Söldner und 31 Kleinhäusler. Von beiden letztern gaben sich 63 mit Professionen ab. Bei dem Dorfe ist ein Steinbruch von Buchsteinen. Mit Scheiterholz, Pfählen und Schnittwaaren wird ein lebhafter Handel getrieben. Nebengewerbe der Bauern ist das Leinenweben.

Alfdorf hat das Recht drei Märkte zu halten, wovon 2 im Jahr 1814 und der dritte 1825 bewilligt worden sind. Das Vermögen der Gemeinde beträgt 12.587 fl. 44 kr., indeß noch 1815/16 ein Deficit von 2822 fl. 38 kr, vorhanden war. In den letzten 20 Jahren hat sich also der Zustand durch die Bemühungen des dermaligen Schultheißen bedeutend gehoben, was um so anerkennungswerther ist, als in derselben Zeit so vieles für Reinlichkeit und Verschönerung

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)