Seite:Oberamt Welzheim 156.jpg

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3/4 St. von Groß-Deinbach. Der große Zehente steht zu 2/3 der Kirchen- und Schul-Pflege in Gmünd und zu 1/3 dem Staat, der auch noch einen privativen Zehenten bezieht, zu. Der kleine Zehente gehört der Pfarrei Muthlangen; Heuzehent wird nicht gereicht. In die übrigen Grundgefälle theilen sich die Großzehentherren. Der Ort ist wohlhabend und namentlich die Rindviehzucht von Belang. Er gehörte bis 1803 zum Gebiete der Reichsstadt Gmünd; die Vogtei und Grundherrlichkeit aber war früher vielfach getheilt. Im Jahr 1505 waren die „Herrschaften“ des Ortes: die Stadt Gmünd, das Predigerkloster daselbst, das Kloster Gotteszell und die von Rechberg zu Hohen-Rechberg und Weissenstein. Peter Oppolt, Lesemeister der heil. Schrift, stiftet an eine ewige Frühmesse in das Prediger-Kloster 1450 einen Hof und 1431 kauft dieses von Barbara Clausen von Horkheim Wittwe zu Gmünd einen Hof. Zuletzt waren die Stadt Gmünd, das Kloster Gotteszell, das Dominikaner- und das Augustiner-Kloster daselbst und die Pfarrei Straßdorf begütert.

Bei dem Orte stand, wie wir bei Waldau finden werden, eine Burg, über deren frühere Besitzer und Schicksale weitere Nachrichten fehlen.

9) Radelstetten, früher Radolstetten, W. mit 38 evang. Einw., 11/2 St. von Groß-Deinbach. Der Ort hat eine freie, hübsche Lage, auf derselben Bergstufe, wie Lenglingen. Die Zehenten stehen dem Staat und der Grundherrschaft von Wäschenbeuren zu. Rindvieh- und Schaf-Haltung sind von größerem Umfang. Von den 5 Höfen, woraus der Ort zusammengesetzt ist, gehörten 2, die der Pfarrei Hohenstaufen als Grundherrin zustanden, zur Herrschaft Hohenstaufen (Beschr. des OA. Göppingen, S. 245), 1 dem Kloster Lorch, 1 dem Kloster Adelberg und 1 zur Herrschaft Wäschenbeuren, welche die grundherrlichen Rechte noch besitzt (S. Wäschenbeuren). Die Hohheit über den ganzen Ort stand wegen Hohenstaufen Württemberg zu; die Vogtei aber war zwischen diesem, dem Kloster Lorch und der Herrschaft von Wäschenbeuren, das übrigens über sein Gut 1759 die Hohheit ansprach, gemeinschaftlich. Die Zehenten, den vorgedachten Hof und die Zehenten in Hundsholz erwarb das Kloster Adelberg 1555 durch Tausch von dem Hochstift Augsburg, welchem es dagegen alle seine Zehentrechte zu Wäschenbeuren, die zu Lindenbronn ausgenommen, abtrat.

10) Sachsenhof, H. mit 11 Einw., wovon 5 Kath. Im Remsthal, an der Hauptstraße von Lorch nach Gmünd gelegen, 3/4 St. von Groß-Deinbach. Die Zehenten und übrigen Gefälle gehören dem Hospital in Gmünd. Die Rindviehhaltung ist auf diesem großen Hofe namhaft. Er wurde 1810 von Wetzgau nach Gmünd umgepfarrt. Conrad von Rechberg, der Biedermann, eignet am

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)