Seite:Oberamt Welzheim 170.jpg

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Capelle, in welche auch Graf Rudolph von Hohenberg und seine Gattin Margaretha von Thierstein eine ewige Messe stifteten. Im Chor der alten Capelle war ein Wandgemälde, die Leidensgeschichte darstellend, mit der Jahreszahl 1393. Um’s J. 1480 scheint sie erneuert worden zu seyn, da nun zwei Altäre eingeweiht und den Wallfahrern Ablaß von vierzig, 1486 und 1487 von hundert Tagen zugesichert wurde. Sie war damals dem Kl. Lorch einverleibt und wurde durch den Vicar von Welzheim versehen. Im J. 1517 ließ Lorch eine 1520 vollendete neue Kirche bauen,[1] wobei viele hier begraben gewesene todte Körper ausgegraben wurden; sie ging aber wegen der Reformation bald darauf ein und scheint auch nicht lange hernach verfallen zu seyn. Sie stand auf dem sogenannten Ambrosiusberg, über der Mühle. Im J. 1791 wurde der Grundstein der Capelle von 1520 wieder aufgedeckt und die darin gelegenen 4 silbernen Münzen und 2 Bleiplatten zum herz. Kirchenrath eingeschickt.

Der Weiler gehörte in das lorchsche Amt Pfahlbronn. – Bei der Mühle liegt der nur noch 1/2 Mrg. große schwarze Weiher. Außer diesem war früher noch der 6 Mrg. große sog. Schadburger-See und das St. Ulrichs Seelein vorhanden.

Auf der Markung findet sich ein Bruch von Mühlsteinen, der aber nicht viel betrieben wird.

29) Schillinghof, Weiler mit 66 evang. Einwohnern. Auf dem Gebirge zwischen der blinden und schwarzen Roth, nahe bei Schadberg gelegen. Alle Zehenten und Gefälle stehen von Lorch her dem Staate zu. Ursprünglich ein zum Kloster Lorch gehöriger Fallhof, der auch unter dem Namen Ravens- und „Ravelsweiler“ in ältern Urkunden vorkommt, ist derselbe seines schlechten Sandbodens ungeachtet, nun zu einem unverhältnißmäßig bevölkerten Weiler erwachsen, dessen Bewohner nur Tagelöhner sind. Er gehörte Lorch, in dessen Amt Pfahlbronn. Das Kloster Adelberg verkaufte 1352 an Lorch, an dessen Capelle zu Schadburg, ein Lehen zu Rauensweiler.

30) Schmalenberg, Weiler mit Sägmühle und Kellerklinghöfle, 36 evang. Einwohner. Liegt auf dem westlichen Gebirge zwischen dem Wieslauf- und Strümpfelbach-Thälchen, 11/2 St. von Kaisersbach. Der kleine Zehente steht der Pfarrei Steinenberg,


  1. Nach dem noch vorhandenen Vertrag mit Meister Michel Amsler, Seinmetz zu Welzheim, wurde der Chor 30′ lang und hoch und 20′ breit, mit 4 gehauenen Fenstern; er war gewölbt und hatte einen gehauenen Hochaltar. Der Thurm daneben mit 4 gehauenen Schallfenstern war 45′ hoch Das Langhaus war 55′ lang, 32′ breit und 25′ hoch und hatte 4 Fenster und 2 Thüren. Es hatte einen Predigtstuhl und 3 Altäre.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)