Seite:Oberamt Welzheim 194.jpg

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größten Theil des Ortes zerstört. Im J. 1514 fand „der arme Conrad“ auch hier Anhänger und am 17. April 1525 bezogen die aufrührerischen Bauern daselbst ein Lager (oben S. 109), von wo aus sie das Kloster zerstörten. Als 1546 die sächsischen Truppen (des schmalkaldischen Bundes) von Giengen im Brenzthal ihren Rückzug nahmen, übernachtete Kurfürst Johann Friedrich am 26/27. November im hiesigen Kloster. (S. auch d. Kloster.) Im dreißigjährigen Kriege wurde Lorch ebenfalls hart mitgenommen; im J. 1634 wurde das Amt Lorch mit der Verpflegung der Artillerie des weimarschen Heeres belegt. Ganze Familien wurden vertrieben und durch Hunger und Pest weggerafft. Viele Familienväter nahmen Kriegsdienst. Oberhalb des Dorfes ließ die Regierung 1634 „eine Schanze“ bilden. Erst nach 1648 kamen einige Bewohner zurück und begannen schlechte Hütten zu bauen. Das Rathhaus lag bis 1686 in Schutt, und noch 1724 waren 70 Hofstätten nicht überbaut. Im spanischen Erbfolgekrieg 1707 lagerten hier, nach einer Bemerkung in einem Kirchenbuche, die Franzosen unter Marschall Villars. Am 20. oder 21. Juni kam es zwischen diesen und einer von General Janus befehligten, 1700 Mann starken Nachhut des auf dem Rückzuge befindlichen Reichsheeres zuerst bei Waldhausen und Weitmars und dann unterhalb des Klosters zum Treffen, wobei die Franzosen, denen die Vortheile des Terrains durch Verrath kund gethan worden, über die an Zahl geringeren Reichstruppen nach tapferer Gegenwehr siegten. Janus wurde mit 627 Andern gefangen. Auch ein französischer General fiel und wurde im Abtsgärtlein auf dem Klosterberg begraben. Auf die Nachricht, daß die Reichstruppen an den Neckar sich hinabzögen, marschirten die Franzosen sofort eilends durch das Remsthal zurück. Am 16. Juli 1743 zog eine österreichische Heeresabtheilung unter dem Prinzen Carl von Lothringen auf dem Marsche gegen den Rhein durch Lorch. Auch zog das Heer des Erzherzogs Carl von Österreich auf seinem Rückzuge von Canstatt am 24. Juli 1796 durch Lorch gegen Gmünd und am 27. dess. Monats traf die französische Vorhut unter dem General Desaix hier ein.

Das nachmals säcularisirte Collegialstift Lorch bestand mindestens seit dem 11. Jahrhundert; die erste Pfarrei ist noch älter. Allgemein fast wird die Stiftung des erstern in das Jahr 1060 gesetzt und dem Dynasten Heinrich von Hohenstaufen zugeschrieben; unzweifelhaft aber ist es, daß es diesem Hause sein Daseyn zu danken hatte. Dafür spricht hauptsächlich, daß K. Conrad III. aus dem Hause der Hohenstaufen es war, der die Gebeine seines Vaters und seiner Vorfahren, die in dieser Stiftskirche begraben waren, ums Jahr 1140 erheben und in der Klosterkirche beisetzen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)