Seite:Oberamt Welzheim 212.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Ort ist ohne Zweifel durch eine Niederlassung der Römer an dem Grenzwall entstanden, indem hier die einst bedeutende Station derselben ad lunam der nahen Lein wegen zu suchen ist (oben S. 116) und der Wall in dieser Gegend auch unter der Benennung „Pfahl“ bekannt ist. Denn die alten Lagerbücher sprechen von Äckern „vff dem Pfalacker“ – „an dem Pfalgraben“; von „Pfalreute“ und „Pfalhecke“, daher also der Name. Wie die ganze Umgebung, so war wohl auch Pfahlbronn ein Besitzthum der gaugräflichen Familie von Büren, da das Kloster Lorch seit den frühesten Zeiten, wahrscheinlich als Stiftungsgut, den größten Theil des Ortes besaß und daselbst ein Amt und Gericht hatte. Nach dem Lagerbuche von 1571 wurde aber schon damals „seit vielen vnuerdenklichen Jahren hero“ das Gericht nicht mehr gehalten, sondern alle Sachen des Amtes vor dem hiesigen Schultheißen, 9 Richtern aus dem Dorfe Lorch und 3 Richtern aus dem Amte Pfahlbronn in Lorch verhandelt. Von jedem Urtheil das dieses Gericht sprach, erhielt es vom Kloster „zwo Maas Wein“ genannt „Spruch- oder Urtel-Wein“, und an jedem Gerichtstag erhielten die 3 letztgenannten Richter „des Morgens im Kloster eine Suppe und Brot vnd dazu ein Becherli mit Wein.“ Es war dieß also ein Bauerngericht, das auch über Leben und Tod sprach. – Lorch besaß im J. 1571 6 Höfe, 2 Lehen und 1 Sölde. Eines dieser Güter zu „Pfaulbrunne“ kaufte es 1330 um 26 Pfd. Heller von Albrecht dem Böger. Ein Lehen besaß auch seit lange das Kloster Adelberg, worüber die Obrigkeit 1499 Lorch zuerkannt wurde. Drei weitere Lehengüter gehörten dem Collegiatstifte in Lorch und kamen wegen der 2 augsburgschen Pfründen an das Domkapitel Augsburg; die Obrigkeit Lorchs über dieselben wurde 1515 ebenfalls anerkannt. Über drei andere Lehengüter dagegen, wovon zwei dem dortigen Predigerkloster und 1499 eines Friedrich im Steinhaus daselbst zugehörten, übte die Reichsstadt Gmünd bis 1803 die Vogtei aus. Zwei weitere Güter endlich waren württembergisch und gehörten mit aller Obrigkeit in das Amt Plüderhausen. – In dem Dorfe stand noch 1571 eine Kapelle zur heil. Barbara, welche im 30jährigen Krieg abgebrannt wurde. Pfahlbronn gehörte aber schon in alten Zeiten in den Sprengel eines jener Pfarrer zu Lorch, welche unter dem Patronat Augsburgs standen. Ein Theil des großen Zehenten, den im Übrigen Lorch bezog, kam 1558 von Augsburg an die geistliche Verwaltung (s. Lorch); darunter auch „das Weinzehentlin daselbst zu Pfalbronn.“

Bei Pfahlbronn lag der Hof Unter-Wetzler; 1446 verkaufte das Kloster Gotteszell seinen „Hof by Pfalbrun gelegen, genannt der Vnterwetzler“ um 77 fl. Er kam bald darauf an Lorch.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)