Seite:Oberamt Welzheim 231.jpg

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Weinberge sind zehentfrei; in die übrigen Zehenten und Grundgegefälle theilen sich der Staat und die Nachfolger des Domcapitels Augsburg. Mit diesem großen Hofe, welcher in 2 Theile getheilt ist, wurden 1440 drei Lehengüter des Klosters Lorch vereinigt. Er gehörte der Kellerei und in das Amt Ober-Urbach.

7) Schautenhof, Hof mit 21 evang. Einwohnern. Auf der welzheimer Höhe, nicht ferne von der von Pfahlbronn nach Welzheim führenden Straße, 2 St. von Plüderhausen gelegen; alle Grundgefälle stehen dem Staate zu. Der Hof wurde 1715 in dem rentkammerlichen Walde Scheuterhau angelegt und gehörte in das Amt Plüderhausen. Da auf seiner Markung der demnächst in den Walkersbach fallende Schautenbach entspringt, so wird er auch häufig „Schautenbachhof“ genannt.

8) Tannschöpflen, Hof mit 26 evang. Einwohnern, liegt rechts der Rems, auf dem Gebirge, welches das Bärenbachthälchen von dem Walkersbachthal scheidet, an der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf, 11/4 St. von Plüderhausen. Alle Gefälle von diesem kaum mittelgroßen, in neueren Zeiten auf Waldboden angelegten, Hofgute bezieht der Staat. Er gehörte in das Amt Ober-Urbach.

9) Walkersbach, Weiler mit 388 evang. Einwohnern, liegt rechts der Rems in dem engen Walkersbachthal, 2 St. von Plüderhausen. Die Zehenten und andern Grundabgaben bezieht der Staat. Der durch den Ort fließende Walkersbach ist stark und tritt oft aus. Außerdem ist das Thal reich an Brunnquellen und hat dieses hübschen Wiesengrund. In der durch Collecte 1826 erbauten Kirche hat der Pfarrer von Oberurbach jährlich fünfmal Gottesdienst zu halten. Schon 1573 stand eine Capelle, die im dreißigjährigen Kriege zerstört und 1669 neu aufgebaut worden war. In dem 1832 erbauten Schulhause ist eine Filialschule; damals legte auch der Weiler seinen ersten eigenen Begräbnißplatz an. Da die Markung kaum 100 Mrg. Feldes, welches überdieß bei Sandboden wenig fruchtbar ist, enthält, so suchen sich die armen Einwohner durch Holzfällen und im Taglohne fortzubringen, wozu sie oft bis nach Waiblingen und Canstatt gehen. Ihre Zahl (im Jahr 1774 erst 178) hat sich in 69 Jahren mehr als verdoppelt. Außerdem ist Obstbau eine der Hauptnahrungsquellen. Sie stammen von 20 Fabrikarbeitern ab, welche sich vor etwa 300 Jahren bei der damals hier entstandenen herrschaftlichen Glashütte angesiedelt hatten. Im Jahr 1688 ist von einem „Herrenhaus,“ neben der Glashütte, wohin damals noch 7 Ämter die Asche abliefern mußten, die Rede. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde die Hütte eingestellt. Auch in diese Thalschlucht erstreckten sich die Folgen der Schlacht bei Nördlingen. Der Ort

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)