Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 010.jpg

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Gulden / empfangen / welche Er / als ein Unterpfand / so lang / biß solcher Pfandschilling erlegt wurde / (so dann Chur Mäyntz freystehen solte) behalten möchte. Und von solcher Zeit an / seyn diese an der Bergstraß gelegene Orth / bey Chur Pfaltz / biß auff den jetzigen Krieg geblieben / in welchem Chur Mäyntz dieselbe / wie oben gemelt / wieder bekommen / und noch Anno 1644. ingehabt hat. Weilen aber sie vorhin unter die Pfältzische Orth gesetzt worden seyn / so mögen sie zwar noch allhie darunter stehen: Es solle aber gleichwol künfftig deren / in Beschreibung der Chur Mäyntzischen Städte auch gedacht werden.

Auff dem Hunsruck hat die Pfaltz auch viel Güter. Es seynd aber von dem Ursprung dieses Namens underschiedliche Meinungen. Theils nennen diese Gegend / wegen der rauhen Berg / und Thäler / Hundsruck; theils führen den Namen von dem Wasser Obrinca; theils von der Höhe des Gebürgs / und derselben Ebne / (so Lateinisch dorsum, Teutsch ein Ruck / bey den Alten / Roeken / den Frantzosen Croupe d’une montaigne; Item ein Auffenthalt / oder Zuflucht / genannt wird) und von den Hunnen / her; weilen diese Oerther / so zwischen den Flüssen / Rhein / Mosel / der Nahe / und Saar / liegen / der Hunnen Ruck / oder praesidium, und Castel gewesen; oder / weilen derselben etliche allhie verblieben; die entweder der Attila, ihr König / allhie gelassen; oder / vorhero / Käyser Gratianus hieher gesetzt hat / diese rauhe / damals ungehobelte / und ohngeschliffene / bergichte / und ohngebaute / Gallische Gegend / zu bewohnen. Daher man nachmals diese Gegend Sauromatum Coloniam, weiln die Inwohner auß Sarmatia hieher geführt worden / und die Fränckische König es pagum Hunnorum, der Hunnengöw / oder Graffschafft / genannt / wie dann noch etliche Oerther allda davon den Namen tragen / als das Schloß Hunoltstein / ins gemein Hunstein; (daher ein Adelich Rittermässig vornehm Geschlecht dieser Orthen den Namen) das Schloß und Stadt Castelhun / die Dörffer Hundtheim / (gleich bey Castelhun gelegen /) und Hondtshausen / Item Hunenboren / ein Bronn nahend Simern. Umb Ravengeresburg / so ein Closter / fast mitten in dieser Landsart / oder auff dem Hunsruck / gelegen / seyn etliche Dörffer / so vor alten Zeiten ihre Zusammenkunfften alle 7. Jahr gehalten / und solche Hundsgeding zu nennen pflegen. Es seyn 2. vornehme Wäld auff solchem Hundsruck / nemblich Iderwald / und Sane. Durch jenen laufft der Iderbach / und kombt bey dem Schloß Oberstein in die Nahe: In dem andern Wald / oder Saenwald / ist der Wildbann / als ein Lehen / unter anderm / von den Pfaltzgrafen / den Marggrafen von Baden verliehen worden. Das vornehmste Wasser ist die Simer / daran das Schloß / und Stadt dieses Namens gelegen / und davon das gantze Fürstenthum oder Hertzogthum Simern / den Namen trägt. Zu Birckenfeld hat es Sauerbronnen / so weit hierumb berümbt seyn. Es hat auch diß Land Bergwerck / davon Münsterus zu lesen. Die Wild- und Rheingrafen besitzen auff dem Hunsruck / Thaun / Kirn / Oberkirn / Kirburg / Rheingrafenstein / und Wildberg / oder Wildenburg / und Coppenstein / gelegen. Baldenaw ein Städtlein / und Schloß / nahend Hunolstein / Crommenaw / und Broickweiler / gelegen (aber unwissend / weme es gehörig) wird für Belginum in Tab. Itiner. gehalten. Es seyn da auch die Orth / Heienbach / Guldenbach / Botenesheim / Buppach / Enckerich / Denssen / unterhalb Kirgberg / von Zeiten Dunnesa und Dumnissum geheissen / daselbsten ein einiger / und kein grosser Bronn / und allenthalben herumb grosser Mangel am Wasser / auch für das Viehe / ist. Man hat allda immerzu alt Mauerwerck / Müntzen / und dergleichen gefunden / so Anzeigung geben / daß dieser Orth gar alt seyn müsse: Wiewol er / durch den Namen Kirchberg / als diese Stadt / und Schloß auff dem hereinreichenden Hügel erbauet worden / und darauß hernach eine berühmte Graffschafft worden / so auch unter andern Gerechtigkeiten die Castenvogtey über obbesagtes Closter Ravengeresburg gehabt / seinen Ruhm folgends verlohren hat. Es stösset an den Hunsruck das Nachgöw / von dem Fluß der Nah / oder Noh / Nava, Naha, genannt / so mit demselben vermischt / und fast unabgesondert; aber besser gebauet ist / als welches einen guten Wein / und genugsam Getreid / trägt: Wie hievon beym Frehero parte 2. Orig. Palat. und Münstero zu lesen; welcher letzte auch lib. 5. Cosmogr. cap. 164. der letzten edition saget;

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_010.jpg&oldid=- (Version vom 25.9.2022)