Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 092.jpg

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Dörfflein Neuenheim / gegen Heydelberg über / güldene Müntz / zweyer Ducaten schwer / darauff der Römischen Käyser / und Kriegs-Obristen / Bildnuß / und Uberschrifft / gestanden / gesehen / und gefunden / und ein Stein / so vorhin in S. Stephans Kirchen auff diesem Berg gewesen / in das Schloß gesetzt worden / so 4. außgehauene Bilder / nemblich einen Adler / mit einem Lorbeer Krantz / sampt deß Feldherrn Uberschrifft; darnach ein nackendes Bild / mit Flügeln Siegzeichen auff einer Kugel; drittens den Vulcanum, sampt einem Hammer / und Zangen; und vierdtens / ein Weibsbild / so ein Schauben / hat. Nachmals seynd zwo Kirchen auff diesem Berg (den etliche den Berg Abrahams (vielleicht dem Patriarchen Abraham zu Ehren; wie Freherus part. 1. Origin. Palatin. cap. 8. will /) oder Abrinsberg / nennen) / eine / so die obere / zu Ehren / und Schutz deß Ertz-Engels Michael; (daher auch selbiger Theil deß Bergs / der Michaels Berg genant wird); die andere aber etwas hinunter / zu Ehren S. Stephani, deß ersten Märtyrers / wie auch S. Lorentzen / geweihet worden. Es ist aber folgends auß der ersten / nemblich S. Michaels-Kirch / ein Closter / Benedictiner Ordens / nach Lorsch ins Kloster gehörig / wie auch auß S. Stephan / und Lorentz-Kirchen Anno 1100. ingleichem ein Klösterlein worden; zu welchen beyden Kirchen dann / ein überauß grosse Walfarth / von vielen Orten / gewesen ist. Es seynd auff diesem Heiligen Berg wunderliche Hölinen / mit Mauren beschlossen / und wie ein Gefängnuß gemacht / zu finden; so man für Römische Gebäu achten thut. 5. Sonsten halten sich / ob Heydelberg / sonderlich gern die Reyger auff / so bey dem Neckar auf hohen Bäumen nisten / und einen angebornen Haß wider die Habich tragen / davon Münsterus lib. 5. cap. 304. zu lesen. 6. Ein Viertel Meil von Heydelberg ligt der geringe Fleck Händsuschheim / an der Bergstraß / so über die 900. Jahr alt / wie auß der Lorscher Chronic zu sehen. Hat auch ein uhraltes Adeliches Geschlecht dieses Namens allda gehabt / so vor viel hundert Jahren bekant gewesen / darauß der Letzte / bey Regierung Churfürsts Friderici IV. zu Heydelberg / auff dem Marckt / erstochen worden ist. Die Kirch allhie ist Anno 1053. von einem Abbt zu Lorsch gestifftet worden. 7. Bey dem Dorff Dossenheim ist ein stattlicher Weinwachs / so vor viel hundert Jahren berühmt gewesen / ligt ein halbe Meil von Heydelberg / an der Bergstraß. 8. Ein Meil Wegs von der Stadt / über Schrießheim / auch an der Bergstraß / ligt Schauenberg[WS 1] / so eine Vestung / oder Schloß / gewesen / Chur-Mäyntz vor Zeiten zuständig / von Thürnen / Mauren / und Gräben / ziemlich vest / das von Pfaltzgraf Friderico Victorioso, Anno 1460. eingenommen / und zerstört worden. Und hat in selbigem Krieg / darinn besagter Friederich obgesiegt / Chur-Mäyntz 30000. Goldgülden / und die Ringower 9000. Goldgülden / vermög Vertrags / geben sollen; unterdessen aber dem Pfaltzgrafen obgenante drey Mäyntzische Oerter; Item das Städtlein Pfedersheim / so auch Mäyntzisch gewesen / als ein Pfandschilling / blieben seyn; davon Trithemius in Chronico Sponheimensi, (ausser / was vom Pfandschilling Pfedersheim gesagt worden) / in diesem Jahr zu lesen ist. Von andern Orten umb Heydelberg herumb / wird unten gesagt werden. Und haben die Dörffer im Neckargöw meistentheils den Clöstern Schönaw / Neuburg / Heiligenberg / auch Lorsch / zugestanden / oder doch in die Graffschafft Ladenburg gehört.


Heydelsheim.

Ein weiland vornehmer / und wie ein Städtlein gebauter Chur-Pfältzischer Flecken / im Craichgöw / von deme oben in der Beschreibung Eppingen zu lesen ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schwabenberg
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 092. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_092.jpg&oldid=- (Version vom 4.10.2022)