Seite:Poinsignon - Rueckblicke 16.jpg

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von Stiftungs-Urkunden an die Stiftungs-Verwaltung im hl. Geistspital statt, Sachen, die das Krankenspital, das Präceptorat St. Antonien, das Blatternhaus, das Findelhaus und die Elendenherberge betrafen, – eine zwar willkommene aber für die Urkunden selbst verhängnissvolle Entlastung der überfüllten Archivräume im Rath- und Kaufhaus. Den Realkatalog der Rathsprotokolle, welchen Dr. Schreiber noch aufzustellen sich vorgenommen hatte, brachte er nicht zu Stande, wie denn überhaupt das Repertorisiren und Katalogisiren nicht seine Stärke war.

Als er sich – schon seit 1826 Lehrer der Moraltheologie an der Universität Freiburg – im Jahre 1835 von der Vorstandschaft des Archives zurückzog, stand das Archiv ohne bestimmte Leitung verwaist und verlassen; nur die Thalvogtei-Akten wurden durch eine Schreibaushilfe, den früheren Registrator Elgg, mit einer Tagesbezahlung von 1 fl. 24 kr. geordnet und verzeichnet, da man deren bei den bevorstehenden Zehntablösungen dringend bedurfte. Elgg beschäftigte sich aber auch sonst noch viel mit der Durchmusterung der anderen Urkunden, verlor jedoch damit eine ganz unnütze Mühe, dieselben auf der Rückseite mit einer kurzen, aber nicht immer richtigen Inhaltsangabe zu beschreiben. Aber als das bisherige Archivbureau mit allen seinen Beständen in ein dunkles und zugiges Gelass des benachbarten Bürgergefängnisses, in den sogen. Stadtthurm, verlegt wurde, verliess diese Schreibaushilfe krank und verdriesslich 1840 wieder diesen Posten, und die Archivaufsicht wurde jetzt der städtischen Bauverwaltung übertragen.

Der an der Spitze dieses Verwaltungszweiges stehende Architekt Rösch war der Geschichte seiner Vaterstadt mit warmer Anhänglichkeit zugethan, widmete dem Archive viele Aufmerksamkeit und entfaltete eine ausserordentliche Thätigkeit auf dem archivalischen Gebiet neben seinen eigenen Berufspflichten. Ausserdem, dass er für die Stadtgeschichte literarisch wirkte, repertorisirte er sämmtliche nicht von Maldoner behandelten Materien, leider jedoch, statt sie dem Maldoner’schen Archivplan einzufügen, nach dem Schema der badischen Archivordnung von 1803. Immerhin durfte sich die Stadt beglückwünschen, in ihm einen treuen Hüter des Archives gefunden zu haben, bis dasselbe einem eigens bestallten Archivar übergeben werden konnte. Es geschah dieses im Jahre 1855, als endlich das Grossherzogliche Stadtamt den Rathshof räumte und der Magistrat wieder Herr und Meister in seinem eigenen Hause wurde. Jetzt

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Poinsignon: Rückblicke auf die Vergangenheit des Stadtarchivs zu Freiburg im Breisgau. Theodor Ackermann, München 1895, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poinsignon_-_Rueckblicke_16.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)