Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 045.jpg

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Der Knabe fiel vor Schrecken zur Erde nieder. Als er aber wieder zu sich selbst gekommen war, sagte er, daß er hier heraus wolle. Der Geist des Ringes erwiderte, in seiner Macht stände es nicht, ihn hier wieder heraus zu führen, er solle an dem Lichte scheuern, dann käme der Geist des Lichtes, der habe höhere Macht als er und würde ihn hinaus geleiten. Der Knabe that wie ihm geheißen war, da erschien der Geist des Lichtes und führte ihn hinaus.

Der Knabe ging nun nach Hause und dort stellte er das Licht bei Seite. Aus den Aepfeln in seinem Sacke waren Steine geworden, die schüttete er in einen Winkel und achtete ihrer nicht. Nach einer Weile hatte er mit seiner Mutter nichts zu essen; da fing sie an das Licht zu scheuern, denn sie gedachte es beim Zinngießer zu verkaufen. Darauf erwiderte er, das solle sie nicht thun, sie solle sich wünschen was sie wolle, er werde es bringen. Da wünschte sie, sich einmal ordentlich satt zu essen. Sogleich setzt er eine Reihe silberner Teller mit Speisen auf, die er nur immer so recht geschickt aus der Hand auf den Tisch fliegen ließ, und die Mutter rief auch ihren Sohn zum Essen herein. Als sie gegessen hatten, trugen sie das Geschirr zum Silberarbeiter, der ihnen für jeden Teller fünf Thaler zahlte. Und so scheuerten sie täglich an dem Leuchter und das silberne Geschirr, das der Geist des Lichtes brachte, blitzte und blänkerte, und sie schleppten es täglich zu dem Silberarbeiter, der ihnen abnahm, so viel sie davon brachten.

Nun kam der Tag, wo auch die Prinzessin funfzehn Jahre alt wurde, und sie wurde, eingehüllt in ein seidenes Gewand, an diesem Tage in der Stadt umhergetragen, und der König ließ bekannt machen, daß kein junger Bursche sich dürfe auf der Straße sehen lassen, während seine Tochter im Seidengewand umhergetragen würde. Allein der Sohn der Witwe wagte sich doch hinaus, und nachdem er die Königstochter

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_045.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)