Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 082.jpg

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geschwind aus dem Wasser heraus, haben aber nur Zeit, ihre Tsackos aufzusetzen, die Degen umzuhängen und das Gewehr in den Arm zu nehmen, und stellen sich im Uebrigen ganz nackend nebeneinander auf hinten am Königsschlosse und präsentirten also vor seiner Majestät, ihrem allergnädigsten König und Herrn.

Allein der König verstand das Ding unrecht und war kaum in das Königsschloß eingetreten, als auch schon die Häscher herauskamen, um die vier Brüder auf ihrem Posten zu greifen und gebunden vor den König zu führen. Die hatten unterdessen ihre Soldatenkleider wieder angelegt und wie sie die Häscher kommen sahen, warfen sie ihre Waffen weg und flohen in den Wald. Dort hielten sie sich den ganzen Sommer und Herbst über in einer Hecke[1] verborgen und nährten sich kümmerlich von Beeren und Wurzeln, weil der König in seinem Zorn den ganzen Wald mit Häschern umzingelt hatte, um sie einzufangen. Eines Tages im Spätherbste zündeten sie hier auch, wie sie zu thun pflegten, in der Hecke ein Feuer an, da kam ein Klageweib zu ihnen, um sich zu wärmen, und als sie sich gewärmt hatte, gab sie dem ältesten Bruder einen Beutel - so oft er in denselben hineingriff, zog er eine Pistolette hervor. Am andern Tage kam das Klageweib wieder. Als sie sich gewärmt hatte, gab sie dem zweiten Bruder eine Trompete, wenn er da hineinblies, so mußten unzählige Soldaten zu seinem Dienste herbeieilen. Am dritten Tage kam die Klagefrau abermals. Als sie sich in der Hecke am Feuer gewärmt hatte, gab sie wieder einem der Brüder - das war der jüngste - einen Hut. Wenn er diesen aufsetzte und beföhle etwas, sagte sie, so müßte es geschehen. Am vierten Tage kam die Klagefrau noch einmal, und nachdem sie sich gewärmt


  1. D.i. eine „Bucht“ oder Hütte.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_082.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)