Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 152.jpg

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ein ältlicher Herr, betrachtete die Ochsen und freute sich gar sehr über sie. Sogleich aber stellten ihm die Räuber ihren jungen Kameraden vor. Anfangs mahnte ihn der Hauptmann von seinem Vorhaben, ein Dieb zu werden, ab und sagte, daß es doch ein Geschäft sei, wobei Einem zahlreiche Geschöpfe, von den Landreitern bis herunter zu den Hofhunden, bei Tag und Nacht nachstellten. Wenn man freilich erst selbst ein Räuberhauptmann sei, setzte er wohlgefällig hinzu, und daheim in der Höhle sitze und den Räubern commandire, die bei Tag und Nacht umherstreifen müßten, dann sei man wenigstens vor den Hunden sicher. Aber die Landreiter, das seien Sapperloter, vor denen sei nicht einmal ein Räuberhauptmann in seiner Höhle sicher. Er wisse nicht, ob auf die Dauer der Diebstahl ein sicheres Brot bleiben werde, denn wenn erst neben jedem Hasen ein Landreiter zur Deckung hergaloppirte, dann würde man wol schon den Beutel aufthun müssen, wenn man nur einmal was Gutes schnabuliren wolle, und das sei doch unerhört.

Der junge Mann ließ den Räuberhauptmann ruhig ausreden und erwiderte, daß er sich einmal vorgenommen habe, ein Räuber zu werden. Und als der Hauptmann von seinen Gesellen erfuhr, was er dem Fleischermeister schon für einen Streich gespielt habe, und daß der glaube, seine Ochsen seien ihm im Moor versunken, da streckte er ihm die Hand entgegen und rief: „Topp! sind auch die Schwänze der Ochsen weg, du bist willkommen in der Räuberhöhle.“

Als der junge Mann einige Zeit bei den Räubern gewesen war, kam er eines Abends nach Hause und da sagte ihm der Hauptmann: In Hamburg wohne ein reicher Kaufmann, und er habe Nachricht bekommen, daß der große Vorräthe an kostbaren Schmucksachen, wie Perlen und Edelgesteine, und die schwersten Seidenstoffe auf seinem Lager habe. Der

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_152.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)