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aber eine Weile so gedauert hatte, ging die Frau in sich, that in Allem den Willen ihres Mannes und lebte mit ihm in Frieden und in Glück.


54. Die drei kunstreichen Mädchen.


Drei Mädchen waren auf der Wiese und machten Heu. Da kam ein Hase aus dem Walde, rief nach seiner Gewohnheit, wenn er in Angst ist: „Wäsche! Wäsche![1]“ lief am Waldrande hin über die Wiese und die Mädchen legten mit ihren Harken auf ihn an. Da fiel ein Schuß und der Hase lag in seinem Schweiße. Die drei Mädchen aber fingen sogleich an sich darüber zu streiten, denn jede behauptete, aus ihrer Harke sei der Schuß gekommen, und ihr gehöre der Hase.

In dem Augenblicke aber schoß auch schon ein Jagdhund aus dem Walde hervor auf den Hasen los, der rief noch einmal nach seiner Wäsche und war todt. Der Jäger, der hinter dem Busche gestanden und von da aus den Hasen geschossen hatte, trat auch auf die Wiese heraus und wollte ohne Weiteres den Hasen in seine Jagdtasche stecken.

Da waren die Mädchen auf einmal einig untereinander und sprachen: dem Jäger gehöre der Hase auf keinen Fall, eine von ihnen hätte ihn bestimmt mit der Harke geschossen. Der Jäger aber sprach: „Das sind mir seltsame Dinge! Hat man je so etwas gehört, daß ein Hase mit der Harke geschossen ist, und noch dazu von jungen Mädchen! Wie einfältig doch diese Dinger sind! Ha ha ha ha!“

Indessen die Sache kam endlich vor den Richter, und


  1. Frau Base! Frau Base!
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_165.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)