Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 209.jpg

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Besen gehörten ihm, Pferd und Wagen und für viertausend Thaler Waare gehörten aber dem schlauen Tambour. Als der Kaufmann, nachdem er den ganzen Tag über vergeblich auf dem Markte ausgestanden hatte, am Abend seine Besen aufhuckte und mit ihnen heim ging, kochte die Frau des Tambours gerade einen guten Kaffee, wozu sich die Bohnen auch unter den Frachtwaaren des Kaufherrn vorgefunden hatten, und da machten sich die beiden Alten recht lustig miteinander. Und das geschah an demselbigen Abende, da die Elbe brannte so lichterloh und die Bauern Stroh herbeitrugen, um damit zu löschen.


II.

Einmal lag das Militär vom preußischen Fritz in einer Stadt, da ist ein kleiner Tambour dabei gewesen, der hat sich verliebt in eine Kaufmannstochter. Der preußische Fritz hat das wohl bemerkt, und wie sie in einer andern Stadt im Lager sind, gibt er diesem Tambour eine kleine Krone und Kleidung, wie einem ordentlichen Prinzen. So muß er sich in einen Wagen mit vier Pferden setzen und nach der Stadt, wo die Kaufmannstochter wohnt, zurückjagen. Er steigt in einem Gasthofe dem Kaufmann gegenüber ab, läßt sich bei dem ordentlich anmelden und bekommt als Prinz die Kaufmannstochter zur Frau. Am Morgen nach der Hochzeit schickt aber der preußische Fritz die ganzen Tambours, welche bei dem Regimente noch gewesen sind, unter die Fenster des Kaufmannshauses, die trommeln immerfort:

Kamerad komm, Kamerad komm,
Kömmst du nicht, so hol' ich dich,
So kömmst du in Prison.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_209.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)