Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 218.jpg

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von seinen Töchtern heirathen und später das Königreich erben. Läßt also den Major holen, stellt dem die Sache vor und verlangt, daß er in einem Tage eine Brücke über das tiefe Wasser machen solle. Da gibt der Soldat eine verwegene Antwort, und dafür läßt der König den Major vierundzwanzig Stunden beistopfen ins Loch. Sobald der Soldat im Loche sitzt, wird das ein hübscheres Zimmer als der König hat, auch wird von unsichtbaren Musici's die beste Musik gemacht, daß der König wol den Soldaten eher um der schönen Musik halber hat länger darin sitzen lassen, denn um der verwegenen Antwort willen. Sobald der Soldat aber aus dem Loche gelassen wird, ist das hübsche Zimmer verschwunden und die Musik wird nicht mehr gehört. Nun aber sagt der Major: nicht in einem Tage wollte er die Brücke fertig machen, sondern in fünf Minuten. Der König antwortet: so möge er nur gleich ans Werk gehen. Als der Soldat nun an das tiefe Wasser kommt, holt er sein Zauberlichtchen hervor, und in fünf Minuten ist die Brücke fix und fertig gewesen. Da hat er die Königstochter geheirathet und nachher das Königreich erhalten. Darüber sind die bösen Menschen so neidisch geworden, daß sie ihm einmal sein Lichtchen weggenommen und in das tiefe Wasser geworfen haben. Das hat aber der liebe Gott nicht haben wollen, das Wasser ist gleich klein geworden und er hat sein Lichtchen wiederbekommen. Da ist sein letzter Wunsch mit dem Lichtchen gewesen, daß er noch jünger von Gesicht wäre, und noch funfzig Jahre lebte, da ist er viel jünger und hübscher von Gesicht geworden, und hat noch funfzig Jahre in der höchsten Freude und Glückseligkeit mit seiner Frau gelebt und das Zauberlichtchen seinen Nachfolgern hinterlassen.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_218.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)