Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 241.jpg

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Schiffe kommt, sitzen zwei Frauensleute darauf, das eine war ein wundervolles Weib, die andere ist denn so hübsch nicht gewesen. Sie erzählen ihm, daß sie von Räubern geraubt wären; als die Räuber das Schiff gefunden, wären sie darauf gestiegen und hätten sie auf das andere Schiff gebracht, weil es so schön eingerichtet wäre, seien aber dann durch ihn verstört und hätten sie hier mit dem Schiffe zurückgelassen.

Der Kaufmannssohn hing jetzt sein Schiff ab und stach wieder in See. Als sie nun noch alle Drei auf dem Wasser fuhren, verliebte er sich in die schönste der beiden Mädchen. Sie sagte ihm nicht wer sie sei, steckte ihm aber einen Ring an die Hand, und als sie ans Land kamen, ließen sie sich heimlich miteinander trauen, ehe sie zu seinem Vater gingen.

Der alte Kaufmann freute sich über die Ankunft seines Sohnes, war aber ein wenig mürrisch, weil der die beiden Weiber mitbrachte, und sprach: „Ei, ei, mein Sohn, die Wunder der Schöpfung wolltest du sehen und bringst zwei Weiber von deiner Lustreise mit? Wer weiß aber, was du für rauhes Gesindel auf dem Meere aufgelesen hast.“ Als nun das schöne Mädchen, mit dem der Kaufmannssohn heimlich getraut war, einen Sohn zur Welt brachte, wurde der Alte so zornig, daß er sie alle zusammen zum Hause hinauswarf. Der junge Kaufmannssohn brachte seine Frau mit dem Kinde und ihrer Begleiterin in einen Gasthof und reiste nach Hamburg, um dort von seinem Oheim sich Rath und Geld zu hohen. Als der Oheim nun seinen Ring betrachtet, den er selbst noch nicht einmal so genau besehen hat, weil er bis dahin noch nie von seiner Frau getrennt gewesen ist, liest er auf dem Ringe, daß seine Frau eine Königstochter sei. Sogleich bescheidet der Oheim seinen Bruder zu sich

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_241.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)