Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 118.jpg

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Beyspielen, angenommenen Affectationen, Maniren, Aeußerungen, der schnell modernisirten Stadtdame, der mehr mit dem Munde, als aus dem Herzen, plappernden Zungendrescherin, der leichtsinnigen, sich auflehnenden Hausfrau, in den richtigsten Abstufungen – bey der endlichen Rükkehr zur Vernunft, und Beßerung, würde sie ihren Gatten weit inniger haben behandeln können, hätte nicht, schon detaillirtermaßen, Herr Stegmann sein Aeußeres so rebutant darzustellen für Gut befunden, daß auch nur die mindeste Herzensergießung eines blühenden, galanten, Weibes gegen seine Person unmöglich mit einiger Wahrscheinlichkeit bestehen konnte.

Amalie von Enden, Ostburgs Mündel, soll ein blutiunges, kaum aus denen Kinderiahren getretenes, Frauenzimmer seyn, um deßen Führung sich Niemand bekümmert, das aber beym angebohrnen Gefühle für Tugend, und Moralität, von bösen Beyspielen unangestekt geblieben ist, ob es gleich über die Begründung seiner künftigen Wohlfarth keine bestimmte Wahl zu treffen weiß. – Madame Hönike qualificirt sich sehr unvollkommen zu dieser Rolle, und spielte sie außerdem mit so weniger Theilnahme, daß man sich für sie auch nicht im Mindesten intereßiren konnte – in der Schlußscene verkroch sie sich immer rükwärts, und verrieth großen Hang, aus Pflegma, Langerweile, und Ueberdruß, stehend einzuschlafen – Unbegreiflich ist es mir, warum diese Rolle nicht mit Mamsel Eule besezt worden ist? –

Der Oberste von Dehnholm hat sechszehn Jahre