Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Königin von Dännemark die verhaßteste war; daß in der 4ten Scene des IV. Acts die caprizieuse Ophelie den Prinz Hamlet schlechterdings verhinderte, Shakespear’s Sinn zu befolgen, die veranstaltete Comödie zu ihren Füßen auf der Erde sizend, dem König gerade gegenüber, abzuwarten, und dadurch seine geheuchelte Tollheit zu äußern; daß in der nemlichen Scene der für Hamlet zur linken Hand der Königin bestimmte, und, da er ihn nicht einnehmen wollte, leerbleiben sollende Stuhl, ohne Ueberlegung von einem Hofdämchen besezt wurde; daß Herr Löhrs bey seinem Gebete seine ganze Stellung äußerst verkröpelte, und dadurch dem richtigen Spiele des Herrn Solbrig hinter ihm alle Täuschung raubte; daß Hamlets Geist mit beyden Armen wie ein Prediger auf der Kanzel gestikulirte; daß zur Zugabe neuer Unschiklichkeiten Madame Langerhans ihr Mienenspiel mehrmals von der Bühne weg in die Logen richtete; daß die um die sterbende Königin versammelten Hofdamen sich des ausbrechenden Lachens kaum enthalten konnten – da vergieng mit warrlich alle Geduld, und ich kam mehr als einmal in Versuchung, laut zu pfeifen. – Achtung gegen den braven Solbrig erfüllte mich aber bey dem Allen durch und durch; er folgte allenthalben treulich Ihrem Rathe, und that sich dadurch gewiß keinen Schaden; er tödete den