Seite:Saxoniae Inferioris (Merian) 157.jpg

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Vnfall dem Spital begegnen solte / das Gebäw wider gebessert werden möchte / vnd die Armen / so darinnen leben / an ihrem gehörigen Vnderhalt / keinen Abgang hätten. So ist das Schloß allhie / nach dem die Burger deß Königs in Dännemarck Besatzung darauß vertriben / zur Gedächtnuß / mehrertheils wie ein Closter / angerichtet / vnnd solches von den reichen Burgern zum Vnderhalt der alten Personen / vnnd Witwen / folgents begabet: Vnd die Burg-Kirch / zu S. Maria Magdalena genandt worden; vnd sein in der Kirchen sehr künstlich geschnitzte / vnnd vergüldte AltarTaffeln. Zu S. Anna werden insonderheit der armen Leuthe Kinder / vnd die / so keine Eltern mehr da haben / auffgenommen / vnd daselbsten gar mild / vnd freygebig / in allerley Künsten vnderwiesen. Es wird auch solches S. Anna Closter zum Zuchthause muthwilliger Buben / vnnd Müssiggänger gebraucht / so inwendig viel Gebäw hat. Es seind allhie ferner zween Spitäl / darinn die krancke Raisende beherbergt / vnd mit Speise / Tranck / vnnd anderer Notturfft / biß sie ihre Gesundheit wider erlangen / versehen werden: die aber sonsten arm vnd müde seyn / werden 3. Tag lang da behalten / vnd hernach mit eine Zehrpfenning fortgeschickt. Aber vnder allen Stifftungen ist die reichiste / die zu S. Geörgen / vor dem Müllerthor / für die alte / vnd andere arbeitselige Leute / verordnet; dabey vor Zeiten auch eine Capellen gewesen, so aber / wegen deß Vestungsbaw / abkommen ist. Vor dem Burg- oder Schloß- oder Königsthor / zu S. Gertrud / werden die Inficirten versorget. In der Glockengiesser Strasse seyn gar feine Häußlein / durch die Kauffleuthe / Füchtinger / vnd Glandorffer / dahin gewidmet / daß der verarmeten Handelsleute Wittiben / ihren Vnderhalt da haben solten / so auch geschihet. Vber das werden hin vnd wider in der Statt / durch vnderschiedliche Gassen / über die 80. enge Gäßlein / vnnd Abwege oder Winckel / gefunden / da in jedwedern Wohnungen seyn / in welchen der armen Bürger Wittiben sich auffhalten / vnnd ihr Leben hinbringen können. Gegen der Trave / ist S. Clementen Capell / so auß der Schiffer Anordnung also versehen / daß man vor sie darinnen Gott bitten thue. Von weltlichen Gebäwen / ist insonderheit zu sehen. 1. Das Rathhause / auff dessen obern Saal man etliche Löwenhäute weiset: Vnd wird erzehlet / daß in dem Lustwalde / nicht weit von der Statt / dardurch man nach Travemunde raiset / etliche Zeit / zahme Löwen sich auffgehalten haben sollen. Vnd in solchem Walde / ist ein lustiges Landgut / dessen Einkommen / mit andern Dörffern / dem Obersten Burgermeister / oder Consuli Praesidenti, deputirt seyn. Vnd in besagtem Rathause / werden auch der Hansehe Stätt Archivum, vnd geheime Sachen / auffbehalten. Dann dise mächtige HandelsStatt Lübeck / das Directorium führet / vnnd in hochwichtigen Sachen / die andere Stätte / so im Bund seyn / hieher beschreibet. 2. Das Zeughauß / welches mit allerhand grobem Geschütz / Harnisch / Gewöhr / etc. wol versehen. 3. Der Wasserthurn. Ein viereckicht Gebäw / darauff / durch ein Stampffwerck / das Wasser auß der Wagenitz durch Canäl in die Statt / vnd deren verschidene Häuser geleitet wirdt; wie auch oben allbebrait gesagt worden. 4. Der Weinkeller / von deme Olaus Magnus lib. 13. Rerum Sept. c. 21. p. 521. schreibet / daß E. E. Rath allhie sich rühme / daß er in seinen sehr wol versehenen Kellern / den Fürsten einen Wein von 200. Jahren weise. Was die Beherrschung diser Statt anbelangt / so ist hieoben davon allbereyt etwas gesagt worden. Vnd ist sie nit allein eine Zeit lang / vnter Hertzog Heinrichen dem Löwen zu Sachsen / vnd den Graven von Holstein / Schawenburg sondern auch vnter der Cron Dännemarck / gewesen / biß sie vnter Käyser Friderichen dem Andern / völlig an das Reich Teutscher Nation kommen / auch bißhero eine ReichsStatt jederzeit gebliben ist. Vnd solle noch / an der Mühlpforten allhie die Gedächtnuß zu sehen seyn / so deßhalben damalen als die Statt dem Käyser geschworen / auffgerichtet worden. Vnd hat sie von solcher Zeit an / zum Insigel oder Wapen geführet / den Rom. zweyköpff1gen schwarzen Adler / in weissem Felde / der auff dem Haubt die Käys. Cron / sambt dem Reichsapfel auf der Brust aber

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_157.jpg&oldid=- (Version vom 6.9.2019)