Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 376.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Torgau lag / vnd gewaltig hieran streiffte; zu welchem herrlichen Gebäw deß Hospitals fast gantz Teutschland / auch Außländische Königreich / zugesteuret haben. Es wurden selbigesmal auch meistentheils abgebrant die Häuser in der Vorstatt vorm Elbthor; wie auch die meisten in der Vorstatt vorm Elsterthor / auff der langen Reihe.

Sonderlich ist Anno 1640. den 3. Octobris / Abends vmb halb zehen Vhr / in der Churfürstlichen Ampts-Mühlen / so gegen Abendwerts beym Schloß Thor / gegen dem Schloß / vnnd der Schloßkirchen / vber / gelegen / eine Brunst auffgangen; darüber die gantze Mühle im Fewer gestanden / ehe es jemand recht gewar worden / vnnd hat die schreckliche Glut ohngefehr in einer vierthel Stund so vberhand genommen / daß dz Fewer mit aller Macht / in einem Augenblick / die benachbarten Häuser auff der Coßwiger Gassen / vnd darunder den Gasthoff zum Gülden Löwen / fast zu gleich angefallen / daß alles auff einmal im Fewer stund / vnd wurden davon die andern vmbliegenden Häuser auch angesteckt / daß niemand diesen armen Leuthen in ihrer Noth vermöchte zu Hülffe zu kommen. Auff der andern seyten stund das Churfürstliche Schloß / die Schloßkirche / vnd Ampthauß / in grosser Gefahr. Denn das Fewer grieff auch die gantze seyte am Schloß an / der Thurn vber der Einfahrt am Schloß brante an vnderschieden Orten: der gantze Schloßhof war voll Fewer; es schlug die Flamme zu allen Fenstern / vnd Gemächern / vnten / vnnd oben auff dem Dache / in das Schloß / vnd Ampthauß / da deß Herren Hoffrichters / vnd Hauptmans / Herren Hans Christophen von Ebeleben / auff Gartenberg / vnd deß Herren Ampt-Schössers / Wohnungen / daß auch das Bley an den Fenstern zu schmoltzen / die inwendige Fensterladen / vnd was dem nahe / dazu daß Gespärr / vnd Balcken / an etlichen Orten schon branten. Mitten im Schloßhoffe brante Gehäuse vmb den Brun / darzu die Artolery Wagen / sodabey stunden. Die Flamme war so groß / daß auch vber die Vestung hinauß / am Graben / die Balassaten an etlichen Oertern seynd angezündet worden. Das Fewer von der Mühle steckte auch an die Mittelreyhe gegen dem Marckte zu / zwischen der Coßwiger / vnnd Schloßgassen / an den oberwehnten beyden Bächen (so durch die Statt fliessen / vnd die Mühle treiben / aber damals abgestochen waren / daß sie solten geräumet werden / vnd die Mühle still gestanden /) daß die Schärne / vnd deß Sebald Zimmermans / Kleinschmides Hauß / zugleich in einer Stunde / mit im Fewer stunden. Das Schloß selbsten / sampt dem Zeughauß darin / hat GOTT wunderbarlich / in so schröcklicher Fewersbrunst / erhalten; wie auch die Schloßkirche / in welcher / wie obgemelt / D. Luther liget; auff welche Kirch sonsten das Fewer mit Macht stürmete / das gantze Dach war eytel Flamme / die Funcken flogen zu den Fenstern ein / durch das Dach stob das Fewer / daß auff den Morgen der Boden voll Asche gelegen. Zu öberst am Thurn hatte das Fewer schon drey Säulen / vnd etliche Balcken inwendig im Thurn angegriffen / daß das Holtz einer quer Hand tieff / vnnd mehr / an fünff Orten angebrand / vnnd zu Kohlen worden; da hat niemand Rettung gethan; der Küster / oder Meßner / ist allein dabey gewesen / vnnd mit Wasser nur auff deß Fewers außschlagen gesprengt / vnnd mit einem Schuch abgerieben. Obgedachte Pfarrkirch / das Closter / die Collegia, vnd der Herren Professorum Häuser / stehen noch alle. Sonsten aber von andern Häusern seynd etliche Jahr hero sehr viel darauff gangen; daß auß Wittenberg zum theil ein Weiter- vnd Wüsterberg worden. Dann gegen Morgen am Elster Thor / ist ein grosser weiter Raum / so weit man sehen kan / welcher zuvor bewohnt gewesen / nun aber nichts / als ein wüste stätte worden / darauff Graß wächst. So seynd auch rings herumb viel Lücken / vnd wüste Plätze. Sintemal vber die / durch die besagte Fewersbrunst / so 6. Stunden gewehrt / eingeäscherte / wolgebawte / vnd bewohnte 8. Häuser / sampt ihren Hinterhäusern / Brawhäusern / Schewren / vnd Ställen / wie auch den benachbarten Häusern / so vff

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_376.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2022)