Seite:Thoma Briefwechsel 074.jpg

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denn ich mus es haben, weil der Dampfer nach Amerika geht, aber wen du es nichd schikst, mus ich zu Fus gehen bis Mingharding, wo deine Frau ist und ich lege das Kind auf ihre Schwehle des Hauses und bidde sie, das sie fier deinem Kinde sorgt und ich gehe in das Wahser.

Sieser Schaz, schike es gleich, aber nichd an meine Adrehse, weil mein Vater mich sonzt erschiest, sondern an die Adrehse fon Xaver Schützinger, Steinträger in Giesing, Entenbachstraße N. 2., weil er mein Küsän isd, der wo ahles weis und ins Fertrauen gezogen ist.

Sieser Schaz, fieleichd meinst Du, ich war eine Barohnin und ferheiraded, aber es war ein Scherz, sondern ich war ein unschuhldiges Mätchen und bin es nichd mehr durch dich.

Sieser Schaz, schike gleich die 800 Mark an diese obige Adrehse, oder ich mus ins Wasser gehen und fier dissen Fall bidde ich dich instendig, das du unsern Kind ein liebefoller Vater bist, und an deine Frau schreibe ich, aber wen du 800 Mark schikst, herst du nichts mer von mier und unserm Kinde, sonder wir farren nach Amerika.

Sieser Schaz, lebe woll; es war doch schön, wen es auch jez so traurig ist.

„Ach, es sind ja nur Sekunden,
Wo man reines Glück genießt!
Aber lange sind die Stunden,
wo man es mit Reue büßt!“