Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 096.jpg

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(nahend besagter Kirchen / und allernächst bey dem gedachten Bach gelegen) ein Krafft und Eigenschafft zutrücknen / mittelmässig zuwärmen / zu treiben / zu eröffnen / und zu reinigen. Dienet vor allerley Flüß deß Haupts / der Augen / und anderer Glieder deß Leibs. Kommen zu Hülff dem Zipperlin / und der Gliedsucht: Eröffnen die Verstopffung der Leber / deß Miltzes / der Lungen / Lufftröhren / und der Nieren / und machen weit ümb die Brust / verhüten vor der Lungen- und Schwindsucht: Helffen denen / so mit dem Schwindel / und fallenden Sucht / behafftet seyn: Vertreiben die Gelbsucht / und kommen den Miltz- und Lebersüchtigen zu hülff: Stärcken den Magen / und alle innerliche Glieder / die der Däuung dienen / machen Lust zum Essen / verzehren alle Fäulnüß / und reinigen das Geblüt; führen auß Sand und Grieß. Eusserlich dienen sie zu vielen Gebresten / sonderlich wieder den Schorbock / und Mundfäule: Item / zu den erstarrten Adern / und Nerven / den Gichtbrüchigen / heilen alte Wunden / und reinigen die faulen Schäden / machen weg den bösen Geschmack derselbigen; treiben auß das gerunnen Blut / etc. Ein halbe Meil über das Gebürg hinüber / in dem Anfang deß Schwartzwalds / ein zimlichen Weg von obgedachtem Städtlein Noppenau / so Andernacus Opponacum nennet / auch in dem Straßburger Bischthumb / entspringet in einem sehr finstern Loch / und tiffem Thal ein anders weitberühmbtes heilsames Sauer-Wasser / welches von dem Weiler Antegast / der Antegaster Sauer-Brunnen genennet / sehr besucht / und doch mehr eusserlich zum baden / als innerlich / gebrauchet: Hergegen aber die obgedachte zween mehrers innerlich genutzet / und das Wasser gar auff Straßburg fünff Meil Wegs getragen wird. Es hat der Antegaster die Eigenschafft zu eröffnen / zu wärmen / zu treiben / zu astringieren / zu säubern / zu reinigen / zu heilen / und zu trücknen. Er muß aber für ein Artzney / und nicht gemeinen Tranck / gebrauchet werden. Hergegen / neben diesem Brunnen oberhalb deß Wegs / ein anderer Sauerbrunnen entspringet / so stärcker / und gut zum Trincken ist. Eusserlich ist der Antegaster sonderlich zugebrauchen wider die Schmertzen der Nieren und Lenden / der Glieder / Nerven / Krampff / Mundgeschwär / Schorbock; und für allerhand Gebresten / deß Leibs / Grind / Räude / Frantzosen / Flechten / Jucken / etc. Er reiniget und säubert den Krebs / und alle alte stinckende / faule / und flüssige Schäden: zu deren Heilung er sonderlich berühmbt ist / und ihrer viel mit grossem Nutzen gebraucht haben; gleich wie den obgemeldten Greiß: oder Grießbacher Wilhelm von Schwartzenburg / zu Oberkirch / erstlichen wider die stätige Hauptflüß / die ihme den Magen / und die Concoction gar verderbt hatten / nützlich gebraucht / und andern bekandt / und berühmbt gemacht hat; daher er auch der Schwartzenburger Brunnen genandt worden. Johan. Guintherius Andernacus de balneis, et aquis medicatis; und Jacobus Theodoretus Tabernaemontanus, in seinem neuen Wasser-Schatz / cap. 76. et seqq. Und ist ein eigener eines Straßburger Medici, D. Georgii Graseccii, Tractat / von diesen Sauerbrünnen / zu Straßburg / in den Druck geben worden. Johannes Bauhinus, in der Histori vom Bollerbad / schreibet lib. 2. cap. 1. also: Ich hab selber den Sauer-Brunnen im Grießbach / und Peters-Thal / gesehen / und erfahren / daß / wann man Fische / Frösche / oder Kroten / darein wirfft / daß Sie unbeweglich drinnen ligen bleiben / als ob sie todt weren: da man sie aber wieder herauß nimbt / und in ein ander Wasser thut / so erholen sie sich wieder.


Ost-Hauß / oder Osthausen /

Ein Dorff / und Schloß / den Zornen von Bulach gehörig / so ein Lehen vom Reich ist. Das Schloß hat Herr Georg Zorn von Bulach / Ritter / gebauen.


Osthofen /

Schloß / und Dorff / zwo Meilen von Straßburg gelegen / und der Zeit Herren Johann Georgen / Frey-Herren von Seebach / gehörig.


Ottmarsheim /

Insgemein Ottmarsen / ein Fleck im Sundgäu / nicht weit vom Rhein gelegen / und dem Lanser Ampt incorporirt, allda ein Adeliches Frauen-Stifft / (worauß sich aber diese Adeliche Persohnen wieder begeben / und verheyrathen mögen:) sampt einem Zoll; Munsterus sagt also: In diesem Flecken ligt ein Frauen-Kloster / das hat gestifftet ein Graffe von Habspurg / mit Namen Rudolph / bey Zeiten Käyser Heinrichs deß Vierdten / ungefährlich Anno 1060. diß Othmarsen sol also genendt seyn von dem Abgott Mars / der ein Tempel da gehabt / und an dem Ort verehret worden / wie sein Bildnüß / so in kurtzer Zeit noch vorhanden gewesen / Anzeigung geben hat. Dieser Tempel / so rund / wird jetzo vor die Pfarr-Kirche gebrauchet / und ist wohl zu sehen. Und so viel sagt dieser. Jetzt ist dieser Ort / sampt dem Sundgäu / under Franckreichischer Jurisdiction.


Passavant.

Ein Würtembergisch / nach Mümpelgart gehöriges Schloß / und Flecken; so von theils ein Städtlein genandt wird; darbey ein Hölin oder sehr tieffe Gruben in einem Gehöltz / so von Natur mit einem harten Felsen / gleich einem grossen Gewölb / überzogen / darinn mitten im Sommer / wann es am allerheissesten ist / ein grosse Menge Eises / etlich viel Schuh dick gefrieret / welches so bald es heraussen kalt wird / wider auffgefreiret / und es in der Gruben / wie in einer heissen Stuben / gar warm wird. Und läst ihn der Fürst[1] / wann er will / in der grösten Sommer-Hitz / den Wein damit zu kühlen / von solchem Eiß nach Mümpelgart bringen: und ist Wunders und Lusts halber / wol auch bißweilen solches Eiß biß nach Stutgart geführet worden: wie in dem Fürstlichen Würtenbergischen Räißbuch / und in Petri Teufferdi Topographia Montbelgardi, hiervon

  1. WS: Im Original Füst
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_096.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)