Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 110.jpg

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Hierauff haben sich Wattweil / und Sennen / noch selbigen Abend / auff Gnad / und Ungnad / ergeben / und sein daselbst bey 600. Gefangene / und deß Gegenparts Meister Plunder / bekommen worden. Den 5. Martii ergab sich Than dem Rhein-Graffen / sampt dem Schloß / auff Discretion. Ensißheim bequämte sich / den 6. diß / gutwillig. Er bekam auch die Stadt Befort bald; aber das Schloß später / und auff Discretion. Das Schloß Pfird / und Altkirch / ergaben sich auch an Ihn. Bruntraut nahm Franckreich in den Schutz: Aber Neuenburg bekam der Rhein-Graff; wie auch den 1. April / Stadt / und Schloß Freyburg: darauff die obgedachte Belägerung Rheinfelden vorgenommen ward: Es gerieth aber Rufach wieder an Käyserischen; die hernach Anno 35. der Frantzösische Commendant in Collmar / bey Nacht / erstiegen hat.


Rumersheim /

Ein Dorff / so / mit der Obrigkeit / in die Land-Vogtey Under-Elsaß gehörig; wiewol die Herren Brechter / zu deß Hertzog Bernhards Zeiten / ein Bürglein daselbsten gehabt; welcher Hertzog lib. 3. cap. 13. vermeind / daß der Name von den Römern / herkommen / als Sie sich / in diesem Lande / wider die Teutschen / auffgehalten. Er sagt auch / daß dieser Ort / vor Jahren / seine besondere von Adel gehabt / die sich davon geschrieben. Obgedachte Herren Brechter sein nunmehr auch / und zwar Anno 1652. mit Herrn Bernhard Friederich Brechter / abgestorben.


S. Ruprecht /

Ein Abbtey im Brißgäu / eine reiche Abbtey / nahend Stauffen / und ein Meil Wegs von Gunterstall / im Brißgäu gelegen / so viel Früchten und Wein vor dem jetzigen Krieg gehabt / und den Jesuitern zu Freyburg eingeben worden seyn solle. Wer solches Kloster gestifftet habe / darvon ist Munsterus zu lesen. Der schreibet also: Im Brißgäu / nahe bey Stauffen ligt das Kloster S. Ruprecht / und haben es gestifft Otpertus, Rampertus und Lanfridus (die Andern nennen Ihn Leutfried /) Graffen von Habspurg. Die Brieff dieses Klosters halten inn / daß es im Jahr Christi 903. under Käyser Ludwigen dem Dridten / von Ludfrido, einem Graffen von Habspurg auffgericht sey. Aber vorhin haben Waldbrüder da gewohnet / die Ihr erste Wohnung da sollen gemacht haben under dem Käyser Phoca. Es ist ein silberreich Gebürg bey diesem Kloster / wo Leuth weren / die dem möchten Nachkommen; gleich wie auch zu Sultzberg / ein halbe Meil darvon / viel Gräben noch gesehen werden / da man Vor-Zeiten Silber gegraben hat. Siehe unden Stauffen.


Salm /

Ein Dorff / gegen Lothringen werts. Es findet sich auch ein altes wüstes Berg-Schloß / Salm genandt / in dieser Gegend / beym Ursprung der Sar / und nahend dem gedachten Dorff Salm gelegen.


Savelheim /

Ligt auff der Seiten under Drusenheim / auch ein Dorff: wie deßgleichen Utenhofen / ein Hanauisch Dorff ist.


Schäffeltzheim /

Ein Dorff / so in der Streittigkeit wegen deß Bischthumbs Straßburg / zwischen Marg-Graff Johann Georgen von Brandenburg / und dem Cardinal von Lothringen / der Marg-Graff / mit seinen Soldaten / besetzt; aber die Andere Parthey / in werender Tractation, solches Dorff mit grossem Gewaldt überfallen / dasselbe jämmerlich in Brand gesteckt / und die Brandenburgische darinn ligende Soldaten (gleichwol nicht ohn ihren selbst Schaden) geschlagen; eben zu der Zeit / als König Heinrich der Vierdte in Franckreich sich zu Metz befunden; der hierauff zwischen den beyden Partheyen / einen Anstand auff ein Jahr erhandelt / also daß der Herr Administrator, oder der Marg-Graff / das Hauß Dachstein / das Ambt Oberkirch / und das Städtlein Reichshofen / in Handen behalten: die jenige Ort aber / die der Cardinal / oder Bischoff / seyt dem Julio, des 1602. Jahrs / abgenommen / sequestrirt, die Einkommen deß Jahrs getheilet / mitlerweilen nichts innovirt, sondern in dem Standt / wie es damahls gewesen / gelassen werden soll: wie in einer deß Jahrs 1603. in 4. außgegangener Erinnerung / lit. E. iij. zu lesen.


Schlettenbach /

Fleckensteinisch / der Zoll aber allda / sampt dem Kirchen-Satz / solle Pfältzisch seyn: wie ich gelesen habe.


Schlettstadt / Selestadium.

Es wollen die Gelährten / daß der bey den Alten berühmbte Ort Elcebus, in dieser Gegend / und etwas underhalb Schlettstadt / wo der Port / oder Ladhoff an dem Wasser der Ell / oder Ill ist / nämlich / an dem Orth / da man die Waaren auß- und in die Schiff ladet / Vor-Zeiten gestanden / und auß dessen Ruin diese Reichs-Stadt / beym besagten Fluß gelegen / entsprungen sey. Und vermeinen Theils / daß in solcher Gegne deß Mercurii Tempel gewesen / darinn Julius Caesar auff seine Weiß geopffert; und der H. Maternus, der Teutschen Apostel / der Heydnischen Teutschen Götzen und Sachen in eine Klufft / und Abgrund / geworffen / davon man noch vor hundert Jahren / auff den Hügeln der Wälden / viel Antiquitaeten und Denckmahl gefunden hab. Und solle zu Elcebo, und bey dem gedachten Wasser Ill / so von dannen biß nach Straßburg Schiffreich ist / Er / der H. Maternus, am Fieber gestorben seyn. In den alten Brieffen wird sie Slecistadt / und Selcestadt / und in der Stadt Sigil Slezestadt genennet. Anno Christi 1216. bey Regierung Käysers Friderici Secundi ist sie mit einer Mauer ümbgeben

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_110.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)