Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 150.jpg

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Winstein /

Ein Schloß / davon sich die Edlen von Winstein etwan geschrieben. Hertzog Anthonius zu Lothringen hat solches Anno 1515. auff S. Wenceslai Tag / heimlich eingenommen / und auff Allerheiligen Tag verbrandt. Zu deß Hertzog Ber[n]hards Zeiten / ümbs Jahr 1592. wie lib. 3. cap. 16. berichtet / haben die Edlen von Turtheim; Item die von Altdorff / genandt Wollenschlager / und die von Königsbach / genandt Nagel / dieses Schloß / zum Theil vom Bischtumb Speyer / und zum Theil von der Herrschafft Liechtenberg / zu Lehen getragen.


Wördt.

Dieses den Herrn Graffen von Hanau gehöriges Städtlein / wird ins gemein noch zum Undern-Elsaß gerechnet; wiewol die Alten solches vor die Haupt-Stadt im Waßgäu gehalten / als an welchem es noch gelegen. Conradus Herr zu Liechtenberg / hat / auß Käysers Ludovici Pii, oder deß Ersten diß Namens / Freyheit / Anno 828. solches zu einer Stadt gebauet. Es laufft die Sauer / oder Sura, dardurch. Käyser Ludovicus IV. hat Anno 1330. ein Wochen-Marckt / mit Freyheiten / wie die Städte Hagenau / Schlettstadt / und Roßheim / haben / hieher gelegt. Anno 1577. als Graff Philips zu Hanau Liechtenberg / ein Scheuer allda auffbauen lassen / und das Fundament gegraben worden / hat man einen viereckichten Stein / auff die fünff Schuch hoch in der Erden gefunden / an welches jeden Seiten Heydnische Götter gehauen gewesen. Stehet jetzt allhie zu Wördt auff dem Kornmarckt; und haben im nächsten Hanauischen Dörfflein Spachbach / Anno 1583. die Leut zween Heydnische steinerne Särck / darinn zween fürtreffliche Männer gelegen / außgegraben. Es seynd vor der Zeit sondere Graffen von Wördt gewesen; deren der letzte Anno 1278. gestorben ist. Hertzog in der Elsasser Chronick lib. 2. cap. 4. fol. 7. et lib. 3. cap. 17. fol. 54. und geschriebene Verzeichnüssen der offtangezogene Hertzog Bernhard / der vor Jahren allhie Gräfflicher Ambtmann gewesen / schreibet / in seiner offterwehnten Elsassischen Chronick / daß im dem nächst bey diesem Städtlein gelegnen Hanauischen Dörfflein Spachbach / Vor-Zeiten / die Edlen von Spachbach ihre Wohnung / und Sitz / gehabt; wie noch Anzeigungen von altem Gemäuer allda vorhanden seyen. Anno 1633. hat das besagte Städtlein Wördt / die Käyserliche Besatzung auß Hagenau / überfallen / und außgeplündert. Es ist auch ein Wördt / zwischen der Ill / der Ischer / so etwan eine besondere Graffschafft gewesen; und man Burg-Graffen von Wördt findet; welchen Ort Käyser Adolph Anno 1293. erobert hat. Jetzt ist es ein Dorff / sagt gemeldter Hertzog lib. 3. cap. 7. von seiner Zeit / welches die von Andlau / mit der Zeit / Pfandsweise / von dem Bischoff zu Straßburg / innen gehabt: nachgehends hat es der von Seebach außgebetten / und solches an sich gebracht. Wie dann solches Wörth sich noch / in der gedruckten Verzeichnüß der Nider-Elsassischen Ritter-Gütter / Anno 1653. under den Seebachischen / befindet.


Zabern / oder Elsaß-Zabern /
Tabernae Alsaticae.

Diese vier Meil von Straßburg gelegene / und dem Bischthumb Straßburg gehörige Stadt / und deß Bischoffs Residentz / ist von Natur ein vest und verwahrter Orth / so wol wegen deß nächstgelenen Bergs / deß Gewälds / als auch deß engen Passes halber. Dann bald gegen über ein hoher Berg / so die hohe Barr heisset / und ein Stück vom Waßgäu / und auff solchem Berg ein vestes Schloß ist / so die Stadt beschützet. Hereinwarts gegen der Stadt zu / ist ein enger / steinigter / rauher / ungehobelter Weg / die die hohe Zaberische Staig genandt; auff der einen Seiten ein Abgrund deß Thals / durch und durch bergicht / ein eintzige Straß / da wenig viel hundert können auffhalten. Vor-Zeiten wurde diese Stadt / so nicht groß ist / Tabernae, und Tres Tabernae geheissen / in deren Gegend die Mediomatrici, gewohnet / welche hernach von den Drey-Buchern / oder Tribocis, seyn vertrieben worden. Und hatten die Römer allda eine Schantz wider die Alemannier / und als solche von ihnen verstöret worden / hat Käyser Julianus, so die Alemanner auff dem Straßburger Boden geschlagen / sie wieder erbauet. Sie wird Elsaß-Zabern / zum Underscheid Rhein-Zabern / und Berg-Zabern genandt. Und sagt Hieronymus Gebwilerus, als / bey Regierung Käysers Augusti, Drusius ein grosses Volck wider die Teutsche geführet / seyen die Römische Knecht hin und wider auff dem Frantzösischen Boden an den Gestad deß Rheins in die Winter-Läger zertheilet worden / deren Läger noch jetzt drey berühmbte seyen / als Hiberna[1] Alsatiae, Hiberna Rheni, und Hiberna Montis, so die Unerfahrene Zabernias nennen. Hat in der Stadt auch ein Schloß / so ümbs Jahr Christi 1500. ohngefähr / sampt der Pfarr-Kirch / wieder erneuert / auch ein Capell bey der Kirch / zu einer Bischofflichen Begräbnüß / erbauet worden. Es hat allhie zwey Wasser / die Sorr / oder Sorn / und die Schwartzbach. Obgedachte Zaberische Steig (so ein Theil das Waßgäu / und Gebürgs Vosagi ist / und sich bald ausser der Stadt gegen Lothringen wärts / anfahet) hat Bischoff Wilhelmus III. zu Straßburg / ein Graff von Hohenstein / so Anno 1541. gestorben / machen lassen. Munsterus sagt / daß die Rinckmauer / so ümb Zabern gehet / so viel Thürnen habe / als Wochen im Jahr seyn / und seyen je zwischen 2. Thürnen 7. Zinnen / und also hab die Mauer so viel Zinnen / als Tag im Jahr seynd. Dickernandter Hertzog schreibet libr. 3. cap. 13. auß der Collmarischen Chronick / daß Anno 1279. allhie / mehr dann 34. Menschen von einer Mauren erschlagen worden seyen. Anno 1525. wurden bey: und in dieser Stadt etlich tausend auffrührischer Bauren / von dem Hertzogen auß Lothringen / in 3. Stunden / erschlagen. Und gleich darnach / in 3. oder 4. Tagen / schlug derselbig Hertzog / bey Scherwyler / ein

  1. WS: Überflüssiges Komma entfernt.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_150.jpg&oldid=- (Version vom 22.3.2021)