Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 224.jpg

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Und dieses sagt Brunnerus; welches mit deß Aventini, und gedachten Megiseri Meynung / conferirt werden kan; welche auch melden / daß hernach Käiser Carl der Grosse / die besagte Winden bezwungen / und in die Stätte / Teutsche / nemlich Bayern / gesetzt / und dem Lande einen Fränckischen Herrn / Nahmens Heinrich / und hernach den Ingwon / oder Chanwiz / zum Fürsten gegeben / und denselben Anno 791. zum ersten Hertzogen in Kärndten gemacht / und ihme die Steyermarch / als ein Marggraffschafft / sampt dem Hertzogthum Meran / der Marggraffschafft Crainburg / oder Crain / und Cilly / der Pfaltzgraffschafft Görtz / und der Pfaltzgraffschafft Crayburg gegen dem Inn / und auff Bayern zu (so hernach die Graffschafft Ortenburg bey Viltzhofen in Bayern genant worden seye) zugeeignet habe. Aber weilen mit diesem Bericht / und daß alle oberzehlte Länder unter dem Hertzogthum Kärndten solten gewesen seyn / nicht jederman zu frieden: So wollen wir es / unsers Theils / dahin für dißmal / gestellt seyn lassen; uns erinnernde[1] / etwann gelesen zu haben / daß Käisers Otten deß Ersten Bruder Brunus; oder Bruno, sich erst lang hernach / am allerersten einen Ertzhertzogen geschrieben; welches Tituls sich folgends die Hertzogen in Kärndten gebraucht; denselben auch Kaiser Friederich der Ander dem Land Oesterreich geben habe. Und nennen die Kärndter ihr Land noch ein Hertzogthum; lassen auch solchen Titul auff die Müntz prägen; wiewol sie sonsten den Steyrern nachgehen / auch von ihnen an die Regierung zu Grätz in Land Steyer appellirt wird. Von deß gedachten Ingwonis, oder Ingonis (welcher in besagtem 791. Jahr die Edelleut in Kärndten / durch einen sonderlichen Fund / von welchem auch obgedachter Brunner / im andern Theil deß 6. Buchs / am 21. und folgenden Blättern / zu lesen / zum Christlichen Glauben gebracht hat) Nachfolgern / biß auff Marquardum, einen Grafen im Muertzthal / und Avelantz / ist oben bey dem Hertzogthum Steyer Anregung geschehen. Nach dieses Marquardi Sohns Henrici Tode hat Käiser Lotharius Kärndten dem Pfaltzgrafen Erboni von Regenspurg / und Neuburg / verliehen; von welchem es Anno 1140. an Graff Engelbert von Spannheim / und Artenburg / oder Ortenburg / kommen / welcher das Schloß dieses Nahmens in Kärndten erbauet hat. Und bey bey diesem Geschlecht ist das Land biß auff Hertzog Ulrichen blieben / von welchem dasselbe / sampt Crain / Histerreich / und Friaul / an König Ottakern auß Böheim / und nach diesem auff das edle Hauß von Görtz / und nach diesem auff das edle Hauß von Görtz / und Tyrol / und endlich an das Hochlöblichste Hauß Oesterreich / gelangt ist. Es schreibet Gerhardus de Roo, im 3. Buch seiner Oesterreichischen Chronic / am 114. Blat / daß ein Brieff verhanden / in welchem die Hertzogin Margaretha in Kärndten / zugenant die Maultaschin / auß besagtem Hauß Tyrol entsprossen / bezeuge / daß die Hertzogen von Oesterreich ihre nächste Blutsfreunde seyen / an die / nach ihrem Tod / die Erbschafft aller ihrer Länder / Herrschafften / und Güter / fällig; die sie auch noch bey Lebenszeiten / gesundem Leib / und gutem Verstand / vollkommenlich über diesellbe setze: und habe solches Käiser Carolus Quartus bestättigt. Daß also dieses Land nicht durch Heurath Hertzog Rudolphs von Oesterreich / und gedachter Hertzogin Margarethen / so nie vorgangen / an Oesterreich kommen ist / wie Cuspinianus, Aventinus, Lazius, und Andere / wollen. Es hat vor Zeiten in diesem Lande der Hertzog das Lehen von einem Bauren empfahen müssen. Der letzte / so den sanfften Backenstreich vom Bauren bekommen / ist Hertzog Ernst von Oesterreich / Käisers Friderici IV. Herr Vatter / Anno 1414. gewesen; die folgende Landsfürsten haben solcher Caeremonien halber ein Schadloßverschreibung den Ständen geben; Theils derselben seynd auch gar nicht bey der Hulldigung in Kärndten persönlich erschienen / noch den Eyd (ausser Ertzhertzogs Caroli in Anno 1564.) geleistet: Wie hievon ein mehrers beym besagten Megisero in der Kärndterischen Chronic zu lesen; die Er / als ein fleissiger belesener Mann / guter Linguist / und Histori-Schreiber / auß bewehrten Scribenten / geschriebnen Jahrbüchern / und Verzeichnüssen / zusammen getragen hat; wiewol ihne / der Abwesend zu Leipzig solche Annales verfertigt hat / etliche überschickte Bericht / auch mehrerley Sachen nicht gnugsame Information, verführet haben mögen: wie dann so wol die Steyrer / als Kärndter / nicht allerdings damit zu frieden seynd: Und ein vornehmer Herr solche Chronic / in Neulichkeit / ein in viel weg gefehltes Buch genant / und daß es vieler edlen Kärndterischen Geschlechten Monumenta, Stifftungen / Hoff- und Land-Dienste / gantz außgelassen / und allein deren am meisten gedacht habe / welche zur Zeit der Auffrichtung desselben in Diensten gewesen / geschrieben hat; damit seine / deß Megiseri, labores desto besser / wie beschehen / remunerirt werden möchten; da doch alles / welches nicht ein geringes gestanden / auß gemeiner Cassa abgestattet worden. Und seye bey offentlichen Landstags-Versamlungen von den Ständen / zu mehrmahlen / in Anziehung dieser Chronic / darwider geredt / protestirt, und ihr in vielem widersprochen worden: Und thäten sich allbereit wolerfahrne Leut praesentiren, wann anders diese jetzige schwere Zeit in einen gewünschteren Stand / durch Gottes Gnad / kommen solten / ein verbesserte Chronic / von diesem Lande / außgehen zu lassen; welches wir dann wolgedachtem Megisero seligen / zu keiner Verkleinerung; sondern allein zur Nachricht / eingelangten Bericht nach / allhie vermelden; im übrigen uns / wegen etlicher obeingeführter Sachen / auff die Landhandvest deß Hertzogthums Kärndten / Anno 1610. in fol. gedruckt / beziehen; und darauff nunmehr auch die Kärndterische Stätte / deßwegen dann diese Arbeit insonderheit vorgenommen worden worden / setzen wollen. Und Erstlich zwar

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: erinnerde
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)