Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 320.jpg

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gebracht werden /) sampt allen Handwercks- und Befelchsleuten / was mit diesem Saltzwerck zu thun hat / alle Tag auff die tausend Personen gebraucht werden. Und solle gleichwol diß Saltzwerck / welches allbereit ein gutes über die dreyhundert Jahr gewähret hat / deß Jahrs / über allen Unkosten / biß in die 150. tausend Gulden Uberschuß ertragen. Und also soll es vor etlich Jahren gewest seyn; und vielleicht noch. Dann von den Tyrolischen Stätten / unangesehen wir uns darum bemühet haben / uns nichts ferners zukommen / als was wir in den allbereit gedruckten Büchern / die hin und wieder in diesem Tractat angezogen werden / davon gefunden haben. Es hat zu Hall auch ein Müntzwerck / so mit grossem Vortheil künstlich von Wasser angerichtet / dardurch es also getrieben wird / daß deß Tags / mit geringer Arbeit / etlich tausend Thaler; von der Hand aber / mit Schraubenwerck / durch wenig Personen / viel tausend Etschvierer / mögen gepräget werden. So hat es auch nahend bey der Statt ein Glaßhütten / da man mancherley schönes Glaßwerck / insonderheit aber viel Fensterscheiben / machet. Besihe von deme / was hie oben gesagt worden / Herrn Friederichs / Hertzogen zu Würtenberg Italianische Räise / J. J. Grasseri Schatzkammer / Stephanum und Pighium, in Hercule Prodicio, und Marqu. Freherum, de re monetaria, am Ende.


Insprugg.

Diß ist die Hauptstatt in Tyrol / und Ertzhertzogs Leopoldi zu Oesterreich / Hochseeligen Angedenckens / hinterlassenen Frauen Wittib / und dero Herrn Sohns / Ertzhertzogen Ferdinandi Caroli, etc. Residentz / so den Nahmen von dem Wasser Yn / oder Inn / daran sie liegt / und der Brucken darüber / haben solle; daher sie auch Lateinisch Aenipons, und Aenipontus genennt wird. Ist hiebevor ein Marckt gewesen / und hat dem Closter Wilthin gehört / darfür demselben Hertzog Otto der Erste deß Nahmens / zu Meran / zugenant der Groß / ein Summa Gelds versprochen / und darauff Anno 1234. diesen Ort zu einer Statt gemacht / und mit stattlichen Freyheiten begabet hat / wie die Verß lauten:

Otto, Meraniae Princeps, cognomine Magnus,
Inspruck circumdat muris, et moenia fundat,
Tricesimo quarto post annos mille ducentos;
A nato Christo privilegia Dux dedit Otto.

Graff Meinhart zu Tyrol / der Anno 1295. gestorben / hat sich hernach mit gedachtem Closter hierüber völlig vertragen / und Insprug / sampt dem Dorff Ambras / gantz und gar an sich gebracht; gegen welchem Dorff / und Schloß / wie auch gegen Hall im Ynthal / so ein Meil Wegs davon gelegen / fast keine Mauren seynd: Und ob sie / die Statt / schon gegen andern Orten drey Thor hat / ist sie doch für ein offene Statt zu halten. Sie bedarff auch keiner Befestigung / dieweil ins Land / und sonderlich hieher / wegen der stattlichen Päß / und Vestungen an den Gräntzen / nicht leichtlich ein Kriegsvolck kommen wird. Ist sonsten mit Bergen umgeben. Vor den Häusern seynd Schwibbögen / darunter man gehen kan. Die Vorstätte seynd schöner / frischer / und lebhaffter / als die innere Statt.

Von Kirchen seynd allhie zu sehen / 1. die zum Heiligen Creutz / oder der Franciscaner / bey der Burg / die K. Ferdinandus I. mit grossem Unkosten von Quaderstucken erbauet / und darinn seinem Anherren Käiser Maximiliano I. ein ansehenlich Monument hat auffrichten lassen / so Alexander Colin künstlich in Alabaster gehauen / dabey seine / deß Käisers Maximiliani, fürnehmste Thaten / mit guldenen Buchstaben / auff schwartzen Steinen / Lateinisch geschrieben stehen. Oben auff dem Monument kniet er / der Käiser / in Käiserlichem Habit von Metall / und wendet das Angesicht gegen dem hohen Altar. Und ist um solches Monument ein Gitter / stehen auch herum schöne / gar grosse / und künstliche 28. metalline Bilder / welche 28. Fürstliche Manns- und Weibspersonen repraesentiren / so / dem Leben nach / mit ihrer alten Kleydung / Rüstung / und Ehrentituln / also in Ertz seynd gemacht worden. Und weilen sie mehr / als menschlicher Statur, und Ansehens / seynd / so siehet es gantz Majestätisch. Und seynd unter solchen Bildern auch folgende / als Clodovaei I. Königs in Franckreich; Gottfrieds von Buillon, deß Ersten Christlichen Königs zu Jerusalem / mit der dörnen Cron; Käisers Alberti I. et II. Käisers Friderici IV. Ferdinandi Catholici, Königs in Hispanien; Caroli Hertzogs von Burgund; Alberti deß Weisen / Hertzogen zu Oesterreich; Friderici Hertzogen zu Oesterreich und Grafens zu Tyrol; Mariae Blancae der Römischen Königin; Joannae von Castilien / Königs Philippi I. in Spanien Gemahlin; Elisabethae Käisers Alberti II. Gemahlin. Die übrigen Bilder haben keine Schrifften. An den vier Ecken seynd die vier Haupt-Tugenden; Item / die 12. Apostel / alle von Messing gegossen; mitten in der Kirchen / in welcher der Haupt-Altar sehr köstlich gezieret ist / und auß der man ein steinern Stieglein zur obern Capell hinauff gehet / vor der heraussen / unter einem Bogen / in weissem Stein / in der Kleidung / mit einem Schleyerfechlin auff dem Haupt gehauen / Frau Philippina, ein geborne Welserin von Augspurg / Herrn Frantzen Welsers Freyherrens von Zinnenberg / und Frauen Annae Adlerin / eheliche Tochter / Marggraff Carls von Burgau Frau Mutter / und Herrn Carol Welsers / Landvogts der Marggraffschafft Burgau / Frau Schwester / mit dieser Grabschrifft begraben liegt: Ferdinandus D. G. Archidux Austriae, Dux Burgundiae, Comes Tyrol. Philippinae Conjugi charissimae fieri curravit. Obiit 24. M. Aprilis, Anno salutis 1580. Vor der Capell ist ein Gitter / in der Capell aber selber ein silberner Altar. Zur rechten Seiten desselben stehet deß jetzt höchstgedachten Ertzhertzogs Ferdinandi Leibrüstung / und unten darunter / in einem Bogen / ist seine Begräbnuß / von weissem Marmolstein gehauen / allda er auff einem schwartzen Marmor lieget / in welchem umher von Farben / auch auß harten natürlichen Steinen / die Wappenschilde der Länder / eingelegt seynd. In der Mauer deß Bogens seynd in Stein 5. Historien gehauen / sampt seinen / deß Ertzhertzogen / Patronis, als Christo dem

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)