Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 335.jpg

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Von dem obgedachten Pusterthal meldet Warmund Igl von Volderthurn / in Beschreibung Tyrols; daß ausser deß Statt-Marckts Lientz das Pusterthal ein Ende nehme / welches Aventinus Pyrustarum Vallem nenne / und fahe allhie das Kärndter-Land an. Lazius lib. 12. Reipublicae Romanae sectione 6. cap. 1. schreibet / daß man von Villach in das Pursterthal komme / daran das Pyntzgauthal / oder Montis Poenini Vallis, stosse. Und im sechsten Capitel sagt er / daß das Thal / dadurch man von Villach ins Tyrol räise / und welches die Draa / deren Ursprung daselben / befeuchte / von den Völckern Pirustis, das Purstersthal genant werde; allda der Bach Purster lauffe.


Meran / Merania.

Von Theils Maranum genant / ist die Hauptstatt deß Landes an der Etsch / etwann auch das Haupt in gantz Tyrol gewesen. Hat ein Closter S. Claren Ordens / und ein sehr hüpsche Kirch. Anno 1348. den 17. Martii ist diese Statt gantz abgebronnen / und grosser Schade geschehen. Anno 1419. ist der See bey derselben außgebrochen / und hat einen Theil der Statt / und das Hospital ausser der Mauren / mit der Kirchen / und den Priestern / so vor dem Altar stunden / auch der Mauer / und den Thoren / hinweg genommen. Und seynd bey die vierhundert Menschen umkommen; ein Kind aber / so in der Wiegen gelegen / und auff welchem ein Katz gesessen / ist nahend Potzen / drey Meilen unter Meran / errettet worden; wie in tom. 1. Metropol. Salisburg. Hundii fol. 450. sequent. stehet. Gerhardus de Roo schreibt in seiner Oesterreichischen Chronic / daß die Etschländer der Graubünter Geisel / deren dreyssig gewesen / allhie / Anno 1499. biß auff einen / umgebracht haben / darinn sie aber von ihme nicht gelobt werden. Und von dieser Statt Meran an der Etsch haben besondere Hertzogen / den Nahmen gehabt / die mit Ottone dem Jüngern / den ein Edelman / Nahmens Hager / umgebracht hat / Anno 1248. abgestorben seynd: Sein Land wurde / nach der Benachbaren Belieben / hindann gesetzt deß Käisers Wilhelmi Außspruch / vertheilt. Bayern bekam / was in Vindelicia, disseit der Alpen war; der Graff in Tyrol bekam / wie oben zu Eingang gesagt worden / alle die Güter an dem Yn / und der Etsch / inner Lands gelegen. Theils kam an die Venediger / Theils an andere; Und theilten sonderlich Würtzburg / Bamberg / und benachbarte Herren / was er von Gütern im Voigtland gehabt hat.

Es liegt nahend bey Meran / auch an der Etsch / und zwar am lincken Gestade derselben / das Fürstliche uhralte Schloß Tyrol / fast auff halbem Weg zwischen deß besagten Wassers Ursprung / und der Statt Pozzen / von welchem / so hübsch anzusehen / die gantze Graffschafft den Nahmen hat. In der Notitia Imperii Occidentalis wird solcher Ort in plurali Terioli genant. Hat einen Burggrafen / und setzen die meisten einen Marcktflecken / gleiches Nahmens darzu. Theils vermischen auch Meran mit Tyrol / und machen auß diesem in Tyrol / und Meran in Friaul / einen Ort. Als Hertzog Friederich zu Oesterreich / vom Käiser Sigismundo, in die Achte gethan ward / wolte seine Landschafft in Tyrol besagtem Käiser nicht schweren / sondern gab für / sie wäre von Alters her befreyet / daß sie niemanden schweren solte / noch möchte / der die Burg Tyrol (so von gedachtem Hertzog Friederichen besetzt war) nicht inhielte / damit zog sie sich auß / und ward deß Eyds erlassen; wie Gulerus in seinen Raetischen Sachen lib. 10. fol. 156. schreibet; der auch daselbst sagt / daß zu gedachter Zeit / Ertzhertzog Ernst von Oesterreich / vor sich / seinen Bruder / und Vettern / vom Bischoff Hartmann zu Chur das Oberst Schencken-Ampt deß Gottshauses zu Chur / darzu all ander Lehen / und Stuck / welche die Grafen zu Tyrol vom Bistum Chur zu Lehen gehabt / empfangen habe.

Es liegt nicht weit von dannen Mätsch / so vor Zeiten Majense Castrum genant worden / und wol bekant gewesen ist.


Pozen.

Wird vom Paulo Diacono Bauzanum, vom Blondo Banzanum, von andern Bozzenum, und von den Welschen Bolsano, oder Bolzano, genant. Und solte daher mehrers mit einem B. geschrieben werden. Viel aber bleiben beym P. ins gemein. Liegt an dem Einfluß der Aisack in die Etsch. Ist zwar ein offene / aber schön und wolerbaute zimlich grosse Statt / zwischen dem Gebürg / welche die vier Jahrmärckt berühmt machen / zu welchen auß Teutsch- und Welschen Landen / auch auß Illyrico, und Dalmatia, viel Kauffleute jährlich zu kommen pflegen; daselbsten auch das Hoffgericht / wegen deß Etschlands / alle Jahr viermal gehalten wird / und da der Oesterreichische Landshauptmann im Etschland sein Residentz hat. Besagte vier Jahrmärckt werden jetzt gehalten / der Erste am Montag nach dem Sontag Oculi (vorhin auff Mitfasten) der ander den ersten Wercktag nach dem Fronleichnamstag. Der Dritte den achten Septembris. Der Vierte / den Tag nach S. Andrea. Jeder währet fünffzehen Tag lang. In solcher Zeit haben die Kauffleut ihren eygnen Magistrat / als / einen Richter / oder Consulem, und zween Räthe / in der ersten Instantz: Von welchen man aber an den Richter / und zween Räthe / in der andern Instantz appelliren mag; bey deren letzten Außspruch es sein Verbleibens hat: Wie hievon / und wie es in Falliment-Sachen / auch in anderm / gehalten / die Kauffleut in deß Marckts Matricul einverleibt / die zu- und abräisende Kauffleut in denen O. O. Landen nicht sollen auffgehalten werden / deß Consulis, und der Räthe Insiegel (in Form einer Weltkugel / mit unterschiedlichen gebund- und ungebundnen Güter Ballen / mit diesem Spruch; ex merce pulchrior,) und dergleichen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_335.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)