Seite:Topographia Bavariae (Merian) 077.jpg

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wenig Jahren hero / nach der Schwedischen Eroberung / sehr bevestiget; habe weite / tieffe Wassergräben / sehr schöne / weite / saubere Gassen / vnd ansehenliche steinerne Häuser / so fast auff gleiche Manier gebawet; die innere Weite werde auff 500. Schritt gerechnet; der Lufft seye allda gar gesundt; habe einen schönen Marckt; auff welchem vnlängsten von rotem Marmor / ein Säul auffgerichtet worden / auff dessen Spitz oder Höhe / die Mutter Gottes mit dem Kindlein Jesu / im Mond stehend / alles stattlich vergüldet / zu sehen. Gebe stattlichen Handel allda mit Wein / Saltz vnd Geträyd; vnd werden järlich 2. vormehme Märckt- oder Messen gehalten / die erste am Sontag nach der H. drey König Tag; die ander auff S. Jacobi im Sommer; zu welchen Zeiten Comoedien / Ritterspiel / Schlittenfahrt vnd Auffzüge der Geschlechter / mit ihren Frawen vnd Kindern / durch die Statt / offentliche Gastunge auff dem Rathhause / Täntze vnd dergleichen / gehalten werden; habe 4. Thore; vnd gegen Morgen die Statt Wasserburg; von Abend Augsp. von Mitternacht Freysingen; vnd vom Mittag sehr lustige vnnd köstliche Fisch habende See / vnd gantz anmüthige Wäldlein / so sich allenthalben herumb / mit allerhand Gewilde / sonderlich vielen Hirschen / sehen lassen; vnd sehe man das Tyrolisch Gebürg / gegen Mittag / gleichsamb vor der Thür liegen. Der StattRath bestehe von 36. Personen / deren vier vnd zwantzig deß äussersten / vnnd zwölff deß innern Raths / vnd darunter sechs Burgermeister / vnnd seye in dem Rath eine gute Anzahl Geschlechter. Der Statt-Richter seye gemeinlich eines alten Adels / so grosses Ansehen / vnd vber das Blut zu richten habe. Was zu gewissen Jahren / auff dem Fronleichnambs Tag / vor herrliche Sachen / vor diesem zu besichtigen gewesen / vnd deßwegen von ferrnen Orten / eine grosse Menge Volcks sich allhie befunden / das könne man nicht genugsamb beschreiben; wiewol in Georg Braunen Stättbuchs vierdten Theil (Item im dritten Theil der Bäyerischen Chronic Brunneri, lib. 14. pag. 814.) etwas davon Anregung gethan werde; in welchem / wie auch beim P. Bertio lib. 3. rerum German, Casp. Ens in seinen deliciis apodemicis per Germaniam, pagin. 44. seqq. Matth. Dreslero, in seinem Stätbuch / vnd bey andern / so von Stätten / vnd Teutschen Sachen geschrieben / von den obstehenden Sachen einen mehreren Bericht; vnnd daselbsten auch / was etwan dieser Statt für Vnfäll begegnet / vnnd allda vorgeloffen / zu finden. Vnnd seyn in Anno 1285. 180. Juden allhie verbrandt worden. Vnd schreibet Aventinus libr. 8. folio. 398. a. daß Anno 1327. den 14. Hornung / zu Mitternacht / ein groß Fewer bey Anger / in dem FrawenCloster / aufgangen / vnd wol der dritte Theil der Statt / sampt S. Peters Kirch / mit dem Chor vnnd Spittal / auch das Thal / vnnd die alte Veste / verbronnen. Anno 1403. nahmen Hertzog Ernst vnnd Wilhelm / Gebrüder / so vor fünff Jahren von hinnen vertrieben worden / diese Statt wider ein / liessen 4. Rathsfreund köpffen; die vbrige / so man bekommen / musten ein gantzes Jahr einen Strick am Halß tragen: Die Bürger halffen den Fürsten / brachen die Thor auff / machten ein Loch in die Mawer / bey dem Schmerthor / da noch ein Löw / in einem Garten gemahlet stehet; saget gemeldter Aventinus, in angezogenem Buch / am 410. a. Blat; der auch hernach schreibet / daß im Jahr 1418. den 22. Aprilis / der meiste Theil dieser Statt verbronnen seye. Anno 1632. den 7. 17. Mai ist der König auß Schweden / Gustavus Adolphus, auff getroffenen Accord / allhie eingeritten / vnnd hat mit Pfaltzgraff Friderico, etc. sein Losament im Schloß genommen / vnd ward vmb die Statt ein Lager gechlagen. Den achten Maij ist er in die Zeughäuser gangen / vnd hat die schönste herrlichste Stück / vnnd darunter Theils mit sonderbahren Wappen / so vergraben gewesen / durch Verrätherey etlicher Bawren / wie man berichet hat / in grosser Anzahl gefunden / so er aufladen lassen / vnnd hat die Statt ein grosse Summa Gelts vor die Plünderung geben müssen. Am Auffahrts Tag war die erste Lutherische Predigt im Schloß / die newe Veste genant / gehalten; darbey der König mit gesungen: Nun frewt euch lieben Christen gemein / etc. Nach Mittag ist er in die Kirch zu vnser lieben Frawen geritten / vnd hat die Römisch Catholische Caeremonien / bey der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)